Nachrichten für Außenhandel (NfA)

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Deutschland: Krise spitzt sich zu - Nichtzahlungsmeldungen steigen an

Erscheinungsdatum Website: 19.04.2024 16:30:03
Erscheinungsdatum Publikation: 22.04.2024

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Kaum Gefahr durch Übernahmen ausländischer Investoren

KÖLN (NfA)--Schlechte Nachrichten kurz vor Beginn der weltweiten Leitmesse für den Maschinen- und Anlagenbau in Hannover: Die Aussichten für die deutschen Maschinenbauer verdüstern sich angesichts der schwachen Konjunktur, sinkender Auftragseingänge und der geopolitischen Unsicherheiten zusehends. ?Die Risikolage im Maschinenbau verschärft sich. Vor diesem Hintergrund erwarten wir im Jahr 2024 einen Anstieg der Insolvenzen im niedrigen zweistelligen Prozentbereich in der Branche?, sagt Jens Stobbe, der als Manager bei der Atradius Kreditversicherung das Underwriting der deutschen Maschinenbaubranche verantwortet.

Im vergangenen Jahr stiegen die Insolvenzen unter den deutschen Unternehmen spürbar an. Und für dieses Jahr deutet wenig auf eine Besserung hin. Das zeigt sich insbesondere an dem für die Branche so wichtigen Indikator - den Auftragseingängen: Im Februar lag ihre Zahl laut des Branchenverbandes VDMA um 10% unter dem Niveau des Vorjahresmonats. ?Bis auf einige Bereiche, wie etwa Rüstung, sind die Auftragseingänge überall rückläufig?, sagt Jens Stobbe und ergänzt: ?Die Aufträge von heute sind die Umsätze von morgen.? Die Folgen dürften die Zunahme von Kurzarbeit oder gar ein höherer Stellenabbau sein.

Problematisch für die Maschinenbauer sind aus Sicht von Atradius der Ukraine-Krieg, die sinkende Kauflaune und die daraus resultierenden ausbleibenden Investitionen, die hohen Produktionskosten sowie die hohe Steuerbelastung in Deutschland. Besonders betroffen sind nach Angaben von Atradius derzeit die Automobilzulieferer und High-Tech-Unternehmen etwa aus dem Solarbereich. Auch das traditionelle Over-Engineering der deutschen Unternehmen, durch das die heimischen Maschinenbauer ihren weltweiten Ruf der Qualitätsführerschaft erworben haben, erweist sich zum Teil als Hemmnis.

Dass sich die Lage der Branche verschärft, merkt Atradius nach eigenen Angaben an der steigenden Zahl der Nichtzahlungsmeldungen nach Lieferungen an deutsche Maschinenbauunternehmen. Sie liegen aktuell um rund 40% über der Zahl des Vorjahres und deutlich über dem Vor-Corona-Niveau. ?Der Maschinenbau ist in schwierigen konjunkturellen Phasen ein Nachzügler. Die Vorindikatoren zeigen ganz deutlich, dass etwas im Gange ist?, so Stobbe. ?Unsere aktuellen Zahlen deuten darauf hin, dass die Firmenpleiten im Maschinenbau spürbar ansteigen werden.? Wie in den meisten Branchen trifft es nach Einschätzung von Atradius zunächst die kleineren Firmen mit geringeren finanziellen Polstern. Doch auch große Unternehmen sind vor einer drohenden Schieflage nicht gefeit.

Übernahmen durch ausländische Wettbewerber wie in der Vergangenheit, insbesondere aus China, sind derweil kaum zu befürchten, glaubt Stobbe. Einerseits schaue die Politik inzwischen bei ausländischen Investoren gerade in Schlüsselbranchen, wie etwa dem Maschinenbau, sehr genau hin. Zum anderen hätten die chinesischen Unternehmen aktuell selbst eigene Hausaufgaben zu erledigen. Grundsätzlich sieht der Atradius-Manager den deutschen Maschinenbau aber nach wie vor gut aufgestellt.

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