Nachrichten für Außenhandel (NfA)

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Europa: Gewinner und Verlierer des Klimazolls

Erscheinungsdatum Website: 25.09.2023 16:35:03
Erscheinungsdatum Publikation: 26.09.2023

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Einführung des CBAM ab 1. Oktober / Von Tom Weingärtner, E&M

HERRSCHING (NfA)--Der Klimazoll (CBAM) werde ?die Welt auf dem Weg in die Dekarbonisierung weiter voranbringen und weltweite Auswirkungen haben?, schreiben die Autoren einer Studie der Beraterfirma Wood Mackenzie, die am 21. September in London vorgestellt wurde. Die Neuordnung des Welthandels werde sich über Jahrzehnte hinziehen. Die Einführung des CBAM der Europäischen Union beginnt am 1. Oktober schrittweise.

Die Importeure werden bis Ende 2025 aber nur verpflichtet, Daten über die Kohlenstoffintensität ihrer Produkte an die EU-Kommission zu übermitteln. Die Kommission legt auf dieser Grundlage die Höhe des CBAM für jedes Produkt der betroffenen Branchen fest: Aluminium, Stahl, Zement, Düngemittel, Wasserstoff und Elektrizität. Die Importeure müssen den CBAM für solche Produkte von 2026 an bezahlen. 2030 ist eine Ausweitung des Klimazolls auf alle Metalle, Glas, Keramik, Papier, organische Chemikalien und Ölprodukte vorgesehen. Die Importeure müssen für die CO2-Emissionen ihrer Waren entweder nachweisen, dass sie dafür bereits einen vergleichbaren Preis (oder eine Steuer) bezahlt haben, oder sie müssen CBAM-Zertifikate erwerben. Deren Preis richtet sich nach der CO2-Notierung im europäischen Emissionshandelssystem (ETS).

Der CBAM erhöht sich ebenfalls Schritt für Schritt: 2026 werden 10% fällig, 2034 der volle Satz. Gleichzeitig wird die Zuteilung von Gratis-Emissionsrechten für die gleichen Branchen im Rahmen des ETS schrittweise zurückgeführt: Von 2034 an müssen Stahl- oder Zementwerke in der EU alle Zertifikate für ihren Ausstoß ersteigern.

Damit werde der CO2-Gehalt zu einem neuen und wichtigen Kostenfaktor, heißt es in der Studie, mit neuen Anreizen, in emissionsarme Technologien zu investieren. Mackenzie hat die Auswirkungen auf drei der betroffenen Branchen untersucht: Stahl, Wasserstoff und Mineralölprodukte.

Betroffen von der Kostensteigerung sind sowohl die Importe als auch die europäischen Produkte. Allerdings ist die Wirkung auf die europäischen Anbieter schneller und unmittelbar. Die Importeure können zunächst auf die Hersteller mit niedrigen Emissionen zurückgreifen. Stärker belastete Waren, die bislang in die EU geliefert wurden, würden dann auf anderen Märkten abgesetzt. Die EU-Kommission habe das Problem der Verlagerung zwar grundsätzlich auf dem Schirm, schreibt Wood Mackenzie, aber keine Strategie, wie sie damit umgehen wolle.

Für den importierten Stahl bedeutet der Klimazoll nach den Berechnungen von Wood Mackenzie einen Aufschlag von 275 Dollar/Tonne. Im vorigen Jahr bezahlte man für die vom CBAM erfassten Stähle auf dem Weltmarkt im Durchschnitt 1.450 US-Dollar pro Tonne.

Deutlich höher wäre die Belastung für Stahl aus Indien und China, der 2034 mit dem heutigen CO2-Fußabdruck 56 respektive 49% teurer wäre als ohne den Klimazoll. Entsprechend erwarten die Autoren, dass vor allem die asiatischen Länder in Zukunft versuchen werden, ihren Stahl außerhalb Europas zu verkaufen.

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