Märkte der Welt

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Gashub nur mit Geld aus Russland

Erscheinungsdatum Website: 09.03.2023 11:30:03
Erscheinungsdatum Publikation: 09.03.2023

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Auch Deutschland soll importieren können / Von Josephine Bollinger-Kanne, E & M

HERRSCHING (NfA)--Die Türkei benötigt zum Bau eines Gashubs im Land Investitionen aus Russland, so Chagry Erhan vom Rat für Sicherheit und Außenpolitik beim türkischen Präsidenten.

?Die Verhandlungen zum Gashub wurden ausgesetzt, weil sich nach den Erdbeben in der Türkei viel geändert hat. Alle Prioritäten haben sich geändert?, erklärte Erhan am 6. März gegenüber der russischen Nachrichtenagentur Ria Novosti. Grundsätzlich sei die Türkei dafür, ?aber jetzt haben wir kein Geld, um es aufzubauen. Wenn Russland Geld hat, beginnen Sie bitte mit dem Bau des Hubs. Alles hängt von Investitionen ab."

Die Idee eines Gasdrehkreuzes in der Türkei hatte der russische Präsident Wladimir Putin im vergangenen Oktober ins Gespräch gebracht, um weggefallene Exporte über die gesprengten Nord Stream Gasleitungen in der Ostsee ausgleichen zu können. In der Türkei laufen seither Untersuchungen, wie es mit der Bedarfslage in Europa bestellt ist und sich der Gashandel organisieren lässt. Ein internationales Treffen mit Gasverbraucherländern und Lieferstaaten sollte daher im Februar stattfinden. Nach den schweren Erdbeben im Südosten des Landes ist Medien zufolge dafür jetzt der 21. und 22. März vorgesehen.

Als möglichen Standort für ein Gashandelszentrum benannte der türkische Präsident Tayyip Erdogan kurz nach Putins Vorschlag die Region Thrakien im europäischen Teil des Landes. Gas könne von dort laut türkischen Untersuchungen über drei Abzweige durchgeleitet werden, berichteten russische Medien. Der südliche Abzweig gehe nach Italien. Der mittlere Abzweig führe nach Bulgarien, Albanien, Kosovo, Mazedonien, Serbien und andere Länder, während der nördliche Abzweig Gas nach Rumänien, Slowenien und Ungarn bis nach Deutschland transportieren könne. Dieses Konzept setzt eine Durchmischung von russischem und aserbaidschanischem Gas voraus. Das heißt, Gas von der Schwarzmeergasleitung Turkish Stream und vom Südlichen Gaskorridor sind eingepreist. Auch wenn die Türkei über ihr Gasnetz Gas nach Süden durchleiten kann, ist die bestehende Gasverbindung nach Italien die Transadriagasleitung TAP. An dieser Stelle ist Aserbaidschan als Lieferland gefragt, ob es auch russische Gasmengen auf dieser Route akzeptiert. Ob Italien einwilligt, dies dann auch abzunehmen, steht nach den Bemühungen, die Gasimporte aus Russland zu reduzieren, mehr als infrage.

Selbst die Türkei strebt türkischen Medienberichten zufolge an, den hohen Anteil russischer Gasimporte durch mehr eigene Gasförderung einzuschränken. So soll bis 2030 die Hälfte des Gasbedarfs im Land aus heimischen Gasvorräten gedeckt werden und künftig dann der komplette Bedarf, stellte der türkische Energieminister Fatih Dönmez Ende Januar in Aussicht. Gas aus dem Schwarzen Meer sei für die Türkei kostengünstiger als importiertes Gas. Derzeit könne damit jedoch nur 1% des Bedarfs gedeckt werden.

Der Direktor der staatlichen Türkischen Ölgesellschaft TPAO, Melih Han Bilgin, erklärte, dass sich die eigene Förderung lohne, um bis 2030 von der Abhängigkeit von Gaslieferungen loszukommen.

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