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Wirtschaftsministerium: LNG-Ausbau nicht überdimensioniert

Erscheinungsdatum Website: 03.03.2023 17:05:31
Erscheinungsdatum Publikation: 06.03.2023

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BERLIN (Dow Jones)--Das Bundeswirtschaftsministerium hält seine Pläne zum Aufbau eine Infrastruktur von Flüssiggasterminals (LNG-Terminals) entgegen breiter Kritik nicht für überdimensioniert. Deutschland plane bei seinem Aufbau ein Sicherheitspuffer ein, um die Versorgungssicherheit auch in Spitzenzeiten, bei möglichen Sabotagen an den Pipelines aus Norwegen und trotz ausbleibender russischer Gaslieferungen zu gewährleisten. Die Bundesregierung will fünf schwimmende Flüssiggasterminals, sogenannte FSRUS, und drei an Land fest gebaute Gasspeicher installieren, wie es im Bericht über die LNG-Terminals heißt. Die Deutsche Umwelthilfe warnte hingegen am Freitag erneut, dass die Regierung eine kostspielige "gewaltige fossile Überkapazität" plane und Klimafolgen sowie wissenschaftliche Bedenken ignoriere.

Der Haushaltsausschuss hat bislang 9,8 Milliarden Euro für den Ausbau einer LNG-Infrastruktur für FSRUS für den Zeitraum 2022 bis 2038 bereitgestellt. Allerdings wird das Geld laut Wirtschaftsministerium nicht ausreichen. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) erklärte zu dem Bericht aus seinem Haus, dass nach den Erfahrungen mit dem Stopp russischer Gaslieferungen bei der Versorgung eine einseitige Abhängigkeit durch Robustheit ersetzt werden müsse. Dem diene der geplante Aufbau einer resilienten Energieinfrastruktur.

"Wir preisen Risiken ein, planen zur Vorsorge mit Sicherheitspuffern, schaffen Flexibilität und handeln in europäischer Solidarität. Das sind die Lehren aus der Energiekrise und entsprechend arbeiten wir", sagte Habeck. Deutschland müsse auch in der Lage sein, seine europäischen Nachbarn mit Gaslieferungen zu unterstützten, so wie diese es bereits gegenüber Deutschland mit LNG-Lieferungen getan hätten.

Ebenso sind laut Wirtschaftsministerium ausreichende Sicherheitspuffer notwendig, um auch für kritische Situationen gewappnet zu sein und bei sich verändernden Versorgungssituationen flexibel agieren zu können.

Laut Bundesregierung kann ein solcher Puffer ab 2024 gestellt werden. "Ab 2027 ist er so hoch, dass auch der Wegfall signifikanter Importmengen aus bestehenden Quellen abgefangen werden kann", erklärte das Wirtschaftsministerium.

Umwelthilfe sieht Klimaziele wegen des LNG-Vorhabens in Gefahr

Die Deutsche Umwelthilfe kritisierte allerdings, dass die Bundesregierung an allen LNG-Projekten festhalten wolle, obwohl eine Studie im Auftrag des Wirtschaftsministerium feste LNG-Terminals in Wilhelmshaven und Stade sowie das Projekts vor Rügen für nicht nötig befunden hätte.

"Gegen jede haushaltspolitische Vorsicht und wissenschaftliche Empfehlungen führender Institute, werden damit Milliarden an Steuergeld in überdimensionierte LNG-Infrastruktur investiert, die für unsere Energiesicherheit unnötig ist", sagte Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH. "Die Klimaziele geraten durch diese neuen fossilen Großinvestitionen in Gefahr." Er forderte Klimaschutzminister Robert Habeck auf, die "fossilen Eskapaden" zu stoppen und die Planungen in Einklang mit den Klimazielen zu bringen.

Kapazitäten von insgesamt 54 Kubikmeter jährlich

In ihrem Bericht setzt die Bundesregierung auf schwimmende Flüssiggasterminals und auf feste auf dem Land installierte Speicheranlagen. Die auf dem Land festen LNG-Terminals würden so gebaut, dass sie auf "grüne Gase" wie etwa Ammoniak umgestellt werden könnten, so das Ministerium. Insgesamt steige die LNG-Importkapazität durch schwimmende und feste Terminals rechnerisch auf 54 Milliarden Kubikmeter.

Um den kurzfristigen Bedarf in diesem und künftigen Winter zu decken, sind oder werden drei schwimmende LNG-Terminals, sogenannte FSRUs, bereitgestellt, zwei von ihnen vom Bund und einen durch einen privaten Investor. Durch die Kapazitäten dieser drei Terminals könne im Jahr 2023 zunächst LNG für rund 13,5 Milliarden Kubikmeter Gas in Deutschland angelandet werden.

Darüber hinaus sind drei weitere durch den Bund initiierten FSRU-Standorte im Aufbau. Insgesamt werden laut Ministerium in den Jahren 2024 und 2025 nach derzeitigen Planungen alle fünf Bundes-FSRU ganzjährig in Betrieb sein und zusammen eine nominelle Regasifizierungskapazität von jährlich rund 27 Milliarden Kubikmeter stellen. Die Regasifizierungskapazitäten des privaten Projekts in Lubmin solle von jetzt 5 Milliarden auf insgesamt rund 10 Milliarden Kubikmeter ab 2024 ausgeweitet werden.

Sollten die schwimmenden LNG-Terminals nicht mehr gebraucht werden, können sie nach Plänen der Bundesregierung weitergechartert oder zur Nutzung von Wasserstoff umgebaut werden. Die Bundesregierung plant derzeit zudem drei feste Terminals an Land. Diese landseitigen Terminals in Stade, Brunsbüttel und Wilhelmshaven sollen in den Jahren 2026 und 2027 in Betrieb gehen. Allerdings sei bei keinem der Terminals bisher eine finale Investitionsentscheidung getroffen worden.

DJG/aat/jhe/06.03.2023

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