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FSB will Schattenbanken stärker überwacht wissen

Erscheinungsdatum Website: 11.11.2022 17:35:01
Erscheinungsdatum Publikation: 14.11.2022

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FRANKFURT (Dow Jones)--Der Financial Stability Board (FSB) schlägt eine Reihe von Maßnahmen vor, mit denen die Gefährdung der Finanzstabilität durch Nicht-Bank-Finanzintermediäre ("Schattenbanken") reduziert werden soll. Wie aus einem jetzt veröffentlichten Fortschrittsbericht hervorgeht, prüft der FSB, ob seine mit Blick auf Geldmarktfonds und offenen Investmentfonds gegebenen Empfehlungen nach den Marktturbulenzen vom März 2020 und dem Fall Archegos noch ausreichen. Er macht zudem Vorschläge zur Sicherheitenpraxis (Margining) zentraler Gegenparteien und der Erhebung zusätzlicher Daten, unter anderem aus dem Handel mit Staatsanleihen. Folgende Punkte führt das Papier auf:

Der FSB will, dass größere Klarheit über die Konditionen für den Mittelabzug geschaffen wird, den offene Investmentfonds den Investoren bei Berücksichtigung der Liquidität ihrer Assets anbieten können. Er will ein besseres Liquiditätsmanagement, indem die Kosten eines Mittelabzugs etwa durch Swing Pricing oder Verwässerungsschutzgebühren (Anti Dilution Levies) den mittelabziehenden Akteuren auferlegt werden, was in die Vertragsdokumente aufgenommen werden soll. Solche Werkzeuge sollen nicht erst unter Stress, sondern ständig eingesetzt werden, auch um Kliffeffekte zu vermeiden.

Die Internationale Vereinigung der Wertpapieraufsichtsbehörden (Iosco) soll einen detaillierten Leitfaden für das Liquiditätsmanagement erarbeiten, der die FSB-Empfehlungen ergänzt. Darin sollen die Faktoren identifiziert werden, an denen sich Manager bei der Behandlung expliziter und impliziter Kosten des Mittelabzugs orientieren sollen. Die Verfügbarkeit von Daten zu offenen Investmentfonds soll verbessert werden. Es sollen Datenlücken im Hinblick auf Liquiditäts-Mismatches, Instrumente der Liquiditätssteuerung und die damit zusammenhängenden Risiken für die Finanzstabilität geschlossen werden.

Sicherheitenpraxis (Margining) zentraler Gegenparteien

Baseler Ausschuss, CPMI, Iosco und FSB wollen sich diesbezüglich um folgende Punkte kümmern: Die Transparenz zentral abgewickelter Märkte soll erhöht werden. Dazu sollen einheitliche Messgrößen und Veröffentlichungspraktiken im Hinblick auf die Prozyklizität, die Reaktion auf Volatilität und die Modell-Performance identifiziert werden. Dazu sollen Werkzeuge und Simulatoren entwickelt werden. Die Zentralen Gegenparteien (CCPs) sollen ihre Modelle offenlegen.

Die Marktteilnehmer sollen ihre Liquidität verbessern und besser über ihre Liquidität informieren. Es soll untersucht werden, wie die Modelle für den Ersteinschuss (Initial Margin) bei zentraler und dezentraler Abwicklung auf Liquiditätsstress reagieren.

Versteckte Verschuldung

Der FSB will vor allem prüfen, wie groß das Problem einer versteckten Verschuldung bei Prime Brokern, Hedgefonds und kleineren Vermögensverwaltern (Family Offices) ist. Auch sollen die Verbindungen zwischen Banken und verschuldeten Schattenbanken untersucht werden. Das Problem der Liquidität der Anleihemärkte soll vor dem Hintergrund des Falls Archegos angegangen werden.

Die Elastizität des Liquiditätsangebots ist heute geringer als in der Vergangenheit. Die seit 2008 erlassenen aufsichtsrechtlichen Anforderungen könnten dazu beitragen, dass Händler weniger als früher bereit sind, für Liquidität in Anleihemärkten zu sorgen. Nach Erkenntnissen des FSB ist das aber nicht die Hauptursache des Problems.

Der Baseler Ausschuss prüft vor diesem Hintergrund, ob zusätzliche Maßnahmen notwendig sind, um die Stabilität der Banken und des globalen Finanzsystems sicherzustellen. Ein kürzlich veröffentlichter Bericht des Ausschusses zur Nutzbarkeit von Liquiditätspuffern und der Prozyklizität der Eigenkapitalrichtlinie Basel 3 kommt zu dem Ergebnis, dass die zögerliche Nutzung dieser Puffer die Kredit- und Marktaktivität der Banken zumindest während der kurzen Pandemie-Phase kaum beeinflusst hat.

Staatsanleihe- und Unternehmensanleihemärkte

Nationale Aufsichtsbehörden könnten laut FSB dafür sorgen, dass eine zentrale Abwicklung für den Staatsanleihehandel (Kassa und Repo) verfügbar gemacht bzw. stärker genutzt wird. Die Etablierung von All-to-all-Handelsplattformen könnte die Diversität der Teilnehmer erhöhen und neue Akteure anziehen, die neben den klassischen Händlern für Liquidität sorgen würden. Zudem könnte die Transparenz des Anleihe- und Repomarkts verbessert werden (vor und nach dem Handel). Dazu könnten die regulatorischen Berichtsanforderungen erhöht werden. Sie sollten Angaben zur Identität und Aktivität der Händler liefern.

Der FSB will zusätzliche Messgrößen zur Überwachung der Schwachstellen von Schattenbanken schaffen und Daten aus Stresstests nutzen. Bestimmte Schwachstellen von Schattenbanken will der FSB genauer untersuchen, als erstes ihre versteckte Verschuldung.

DJG/hab/apo/14.11.2022

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