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BASF verzeichnet Einbrüche im Upstream-Geschäft

Erscheinungsdatum Website: 26.10.2022 22:05:39
Erscheinungsdatum Publikation: 27.10.2022

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FRANKFURT (Dow Jones)--Der Gewinnrückgang von BASF im dritten Quartal ist vorrangig auf massive Einbrüche im sogenannten Upstream-Geschäft mit Basischemikalien und Vorprodukten zurückzuführen. Im Segment Chemicals sank das bereinigte operative Ergebnis um die Hälfte, bei Materials um 41 Prozent, wie der Chemieriese bei Vorlage seiner Zwischenbilanz in Ludwigshafen mitteilte.

BASF bestätigte dabei die bereits vor sechs Wochen veröffentlichten Zahlen für das dritte Quartal. Danach sank der bereinigte operative Gewinn (EBIT) um 28 Prozent auf 1,348 Milliarden, während der Umsatz dank höherer Preise in fast allen Segmenten sowie Unterstützung durch den starken Dollar um 12 Prozent auf 21,95 Milliarden Euro zulegte.

"Unsere kundennahen Downstream-Segmente Surface Technologies, Agricultural Solutions, Nutrition & Care sowie Industrial Solutions steigerten ihre Ergebnisse deutlich", sagte Vorstandschef Martin Brudermüller. Deutlich rückläufig entwickelte sich auch der Ergebnisbeitrag der China-Beteiligung BASF-YPC.

Zu schaffen machten BASF die gestiegenen Rohstoff- und Energiekosten. Die Mehrkosten für Erdgas in den ersten neun Monaten bezifferte Brudermüller gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 2,2 Milliarden Euro. Unter dem Strich stand nach einer Abschreibung auf die Wintershall-Beteiligung in Höhe von 740 Millionen Euro ein Überschuss von 909 (Vorjahr: 1,253) Milliarden Euro. Wintershall Dea hatte BASF schon das Ergebnis des ersten Quartals verhagelt.

Stellenstreichung in Europa geplant

BASF wird bei den geplanten Maßnahmen zur Senkung der jährlichen Kosten in Deutschland und Europa um 500 Millionen Euro auch um einen Stellenabbau nicht herumkommen. Das bestätigte Konzernchef Martin Brudermüller, der sich zu möglichen Größenordnung solcher Stellenstreichungen jedoch bei der Pressekonferenz zur Vorstellung der Quartalszahlen nicht äußern wollte. "Das ist noch deutlich zu früh, um etwas dazu zu sagen", so Brudermüller.

Die schon vor Wochen angekündigten Einsparungen werden zur Hälfte auf den Standort Ludwigshafen entfallen und nicht die Produktion tangieren, sondern Verwaltung, Service sowie Forschung und Entwicklung. Auch die Konzernzentrale soll verschlankt werden. Da in diesen Bereichen die Personalkosten hoch seien, könne man sich leicht vorstellen, dass das mit einem Stellenabbau verbunden ist, sagt er.

Brudermüller, der noch bis Mai 2024 an der Konzernspitze steht, will alle Einzelmaßnahmen bis Ende des übernächsten Jahres "implementiert" wissen. Angesichts der sich verschlechternden Geschäftsentwicklung in Europa und vor allem in Deutschland drückt der Manager aufs Tempo. Schwaches Wachstum, strukturell hohe Gaspreise - derzeit sechs Mal so hoch wie in den USA - und zunehmende EU-Regulierung gefährdeten die internationale Wettbewerbsfähigkeit hiesiger Produzenten, argumentiert Brudermüller.

BASF müsse seine "Kostenstrukturen so schnell wie möglich und auch dauerhaft anpassen". Noch vor sieben Jahren hätten Deutschland und Europa rund zwei Drittel zum bereinigten EBIT des Konzerns beigetragen, im "starken Jahr 2021" sei es nur noch ein Drittel gewesen, und die Ertragslage verschlechtere sich weiter. Im dritten Quartal habe BASF allein auf dem Heimatmarkt einen EBIT-Verlust vor Sondereinflüssen von 130 Millionen Euro verbucht.

Überdies prüft BASF, wie der Produktionsverbund in Europa mittels struktureller Maßnahmen mittel- und langfristig an die veränderten Rahmenbedingungen angepasst werden kann. Details will Brudermüller bis Ende März 2023 vorstellen. "Wir machen dabei großartige Fortschritte", sagte der Konzernchef.

Ob BASF wegen der hohen Gaspreise staatliche Hilfen in Anspruch nehmen wird, ist unterdessen nicht ausgemacht. Wo und ob der Konzern Hilfen benötige, könne erst entschieden werden, wenn die genauen Details feststünden. "BASF wird das Maximale tun, um das aus eigener Kraft zu stemmen", so Brudermüller.

chem

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