Märkte der Welt

Der Newsletter "Märkte der Welt" enthält - nach Regionen gegliedert - wöchentliche Zusammenfassungen und Hintergrundanalysen der wichtigsten Nachrichten zur Außenwirtschaft sowie Informationen zu Auslandsaktivitäten deutscher Unternehmen unterschiedlichster Branchen. Zudem sind weiterführende Kontaktadressen mit Ansprechpartnern angegeben. Die Berichterstattung wird durch das weltweite Netz der Bundesagentur für Außenwirtschaft (bfai) unterstützt und ist mit Grafiken und Charts angereichert.

E-Mobilität verleiht Auftrieb in schwierigen Zeiten

Erscheinungsdatum Website: 28.09.2022 14:30:01
Erscheinungsdatum Publikation: 29.09.2022

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Starke Marktanteilsverluste bei den Benzinern

HAMBURG (NfA)--Der europäische Automobilmarkt befindet sich laut eines Reports von Creditreform Rating auch 2022 in schwierigen Zeiten. Nachdem die Marktsituation 2021 vor allem durch die weltweite Halbleiterknappheit beeinflusst wurde, sorgten im ersten Halbjahr 2022 neue Faktoren für Gegenwind und verschärften die Beschränkungen auf der Angebotsseite zusätzlich.

Hierzu zählen neben Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie die aktuellen geopolitischen Spannungen, die schwankenden klimatischen Bedingungen sowie die steigenden Rohstoffpreise. In der Folge sank das Produktionsvolumen für Personenkraftwagen in Europa im ersten Halbjahr 2022 deutlich. So verzeichnete das Vereinigte Königreich das schwächste erste Halbjahr seit der Finanzkrise 2009 - im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ging die Produktion um fast ein Fünftel zurück. In Deutschland fiel der Rückgang des Produktionsvolumens laut des Reports im Vergleich zum Vorjahr mit 3% moderater aus, lag aber 33% unter dem Niveau vor der Pandemie.

Die Zahl der PKW-Neuzulassungen war trotz der weiterhin hohen Nachfrage in den meisten Volkswirtschaften weltweit rückläufig. In Europa fielen die Neuverkäufe im Vergleich zum ersten Halbjahr 2021 um fast 14% auf 5,4 Mio Einheiten, wobei die fünf wichtigsten Märkte zweistellige Rückgänge verzeichneten. Auf dem US-Automobilmarkt war eine ähnliche Entwicklung zu beobachten. Hier verringerten sich die Verkäufe um 25,7% auf 2,8 Mio Einheiten. Ein entgegenlaufender Trend zeigt sich in China: die PKW-Verkäufe stiegen im Jahresvergleich um 3,4 % auf 1,2 Mio Fahrzeuge - diese Entwicklung ist vor allem auf einen Zuwachs von 40 % allein im Juni zurückzuführen.

Ein Aufschwung lässt sich laut des Reports weiterhin im Segment der Elektrofahrzeuge beobachten. In der ersten Hälfte des Jahres 2022 nahm ihr Marktanteil um 8 Prozentpunkte auf 37% zu, was vor allem auf das starke Wachstum bei den batterieelektrischen Fahrzeugen (BEV) zurückzuführen ist. Die BEV-Zulassungen stiegen im Jahresvergleich um 33%, was einen Marktanteil von nunmehr 9% (plus 3 Prozentpunkte) bedeutet. Im Gegensatz dazu erlitten die traditionellen Benzin- und Dieselantriebe starke Anteilsverluste. Die europäischen Automobilhersteller sind auch in der Produktion stark darum bemüht, die gesamten Kohlenstoffemissionen zu reduzieren. Seit 2006 konnten diese um 46 % gesenkt werden. Zudem haben auch staatliche Regulatorien zu einem höheren Marktanteil von Elektrofahrzeugen geführt. Allerdings kann die Automobilindustrie die Reduzierung der Kohlenstoffemissionen nicht allein vorantreiben. Um einen vollständigen Beitrag zur Kohlenstoffneutralität zu leisten und einen radikalen Wandel hin zur Elektromobilität herbeizuführen, müssen weitere Faktoren gesichert werden, darunter verstärkte Investitionen der Regierung in den Aufbau einer EU-weiten Ladeinfrastruktur und die gesicherte Verfügbarkeit von Schlüsselrohstoffen. Obwohl die Zahl der Ladepunkte in den vergangenen fünf Jahren stark zugenommen hat (180%), gibt es nach wie vor erhebliche Defizite und große Verteilungslücken in Europa. So konzentriert sich fast die Hälfte aller Ladepunkte für Elektroautos in der gesamten EU-Region auf nur zwei Länder - die Niederlande und Deutschland.

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