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VCI senkt Produktionsprognose drastisch

Erscheinungsdatum Website: 14.09.2022 17:45:02
Erscheinungsdatum Publikation: 15.09.2022

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FRANKFURT (Dow Jones)--Der VCI rechnet angesichts des Lieferstopps von russischem Gas mit deutlich höheren Produktionseinbußen der Branche in diesem Jahr als noch Anfang Juli. Für alle chemischen und pharmazeutischen Unternehmen zusammen wird mit einem Minus von 5,5 (zuvor: 1,5) Prozent gerechnet, wie der VCI bei Vorstellung seines detaillierten Berichts zum zweiten Quartal mitteilte.

Drosselungen in der Produktion als Folge der hohen Preise sind besonders in der Chemiebranche zu erwarten: Hier prognostiziert der VCI inzwischen ein Minus von 8,5 (zuvor: 4) Prozent.

Im zweiten Quartal hätten sich "exorbitant gestiegene Energie- und Rohstoffkosten, anhaltende Lieferengpässe und eine schwächere industrielle Nachfrage" in einem Rückgang der Produktion von 6,4 Prozent gegenüber den ersten drei Monaten bemerkbar gemacht - auf Jahressicht entsprach das einem Minus von 5,4 Prozent. Zuletzt lag die Kapazitätsauslastung bei 82,4 Prozent.

Durch Preissteigerungen von nochmals 8 Prozent sei es gelungen, die Umsätze in der Branche nochmals zu steigern (plus 3,4 Prozent zum Vorquartal), bei vielen Unternehmen seien die Erlöse aber zurückgegangen. "Es fiel den Betrieben immer schwerer, die hohen Energie- und Rohstoffkosten an ihre Kunden weiterzugeben", so der VCI.

VCI-Präsident Christian Kullmann sprach angesichts der explodierenden Energiepreise und drohender Engpässe bei der Versorgung von einer "ernsten Gefahr" für die Wettbewerbsfähigkeit der der deutschen Chemiebranche: "Die Drosselung der Produktion ist ein erster Schritt", sagte er. "Wenn bestimmte Prozesse ganz stillgelegt werden müssen, laufen sie möglicherweise nie wieder an."

Im Gesamtjahr könnte der Branchenumsatz angesichts einer Preissteigerung von 21,5 Prozent noch zweistellig wachsen (plus 16 Prozent), glaubt der VCI. Das Umsatzplus wäre aber ausschließlich kostengetrieben. Die Branche rechne überwiegend mit einem sehr schwierigen zweiten Halbjahr.

Mit einem Anteil von 15 Prozent am deutschen Gasverbrauch ist die chemisch-pharmazeutische Industrie der größte Abnehmer des Landes. Gebraucht wird Erdgas zum einen als Prozessenergie für den Betrieb der Chemieanlagen und zum anderen als Ausgangsstoff für chemische Produkte. Nur ein kleiner Teil des Gasbedarfs kann in der Branche ersetzt werden.

chem

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