Märkte der Welt

Der Newsletter "Märkte der Welt" enthält - nach Regionen gegliedert - wöchentliche Zusammenfassungen und Hintergrundanalysen der wichtigsten Nachrichten zur Außenwirtschaft sowie Informationen zu Auslandsaktivitäten deutscher Unternehmen unterschiedlichster Branchen. Zudem sind weiterführende Kontaktadressen mit Ansprechpartnern angegeben. Die Berichterstattung wird durch das weltweite Netz der Bundesagentur für Außenwirtschaft (bfai) unterstützt und ist mit Grafiken und Charts angereichert.

Unternehmensliquidität gerät unter Druck

Erscheinungsdatum Website: 29.06.2022 13:35:03
Erscheinungsdatum Publikation: 30.06.2022

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KÖLN (asi)--Zahlungsausfälle werden für Asiens Unternehmen zunehmend zum Problem: Laut des aktuellen Atradius-Zahlungsmoralbarometers für Asien stieg in China, Hongkong, Indien, Indonesien, Singapur, Taiwan, Vietnam sowie den Vereinigten Arabischen Emiraten die Zahl der Rechnungen im Firmengeschäft, die nach Ablauf der Zahlungsfrist noch nicht bezahlt wurden, um zuletzt 60%. Das ergab eine Umfrage des Kreditversicherers Atradius.

Das höhere Risiko von Zahlungsausfällen zieht ein zweites Problem für Asiens Firmen nach sich: Ein großer Teil der befragten Unternehmen meldet stark gestiegene Kosten, um das Kundenkreditrisiko intern zu managen und den Cashflow auch in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld aufrecht zu erhalten. Noch gravierender wird das Problem bei langfristig unbezahlten B2B-Forderungen (mehr als 90 Tage), die trotz mehrerer Mahnungen als Verluste abgeschrieben werden müssen. In dieser Situation haben die Firmen Mühe, die nötigen zusätzlichen Umsätze zu erzielen, um die Verluste auszugleichen.

Deutschlands Unternehmen sind von der aktuellen Entwicklung kaum betroffen, zumindest derzeit noch. Die Firmen der größten Exportbranchen - Fahrzeuge, Fahrzeugteile, Elektrotechnik, Maschinen- und Anlagenbau sowie Chemie - haben ihre Ausfuhren meist durch hohe Vorauszahlungen und Bürgschaften abgesichert. ?Die sinkende Zahlungsmoral in Asien ist allerdings ein weiterer Unsicherheitsfaktor, da für Importeure von Waren und Gütern aus Asien die Gefahr besteht, dass Lieferketten abreißen?, sagt Michael Karrenberg, Regional Director Risk Services Germany, Central, North, East Europe & Russia/CIS.

Blickt man auf die einzelnen Länder, dann schlug Taiwan der Umfrage zufolge am stärksten Alarm: Die Zahl der Forderungsausfälle war fast dreimal so hoch wie in der vorherigen Atradius-Studie - sie liegt aktuell bei 8% des Gesamtwerts der B2B-Rechnungen. Auch die Unternehmen in Hongkong und Singapur gaben an, dass ihre Zahlungsausfälle gestiegen sind, in beiden Ländern nahm der Wert der Forderungen, die als Verluste abgeschrieben werden mussten, um durchschnittlich 50% zu. Ein weiteres betroffenes Land war Indonesien, wo ein Anstieg der Abschreibungen um 40% gemeldet wurde. Vietnam wurde zum ersten Mal in die Erhebung einbezogen. Auch dort gaben die Firmen an, dass ihre Liquidität durch eine schlechte Zahlungsmoral beeinträchtigt wird. Die Abschreibungen summierten sich in Indonesien zuletzt auf 6% des Gesamtwerts der B2B-Rechnungen.

Eine weitere Sorge der Unternehmen in dem angespannten Wirtschafts- und Handelsumfeld sind die Auswirkungen auf ihren Gewinn, wenn sie einen hohen Abschreibungsbedarf haben. Die Umfrage in Asien zeigt, dass 20% mehr Unternehmen als im Vorjahr eine erhöhte Bereitschaft zur Kreditvergabe an B2B-Kunden meldeten. Dies ist ein Zeichen dafür, dass die derzeitigen Marktbedingungen wettbewerbsintensiv sind und dass die Firmen Schwierigkeiten haben, die zusätzlichen Umsatzerlöse zu erzielen, die die Verluste aus den Abschreibungen ausgleichen würden.

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