Nachrichten für Außenhandel (NfA)

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Welt: Mobilitätswende erfordert enormen Ausbau der Lithiumförderung

Erscheinungsdatum Website: 24.06.2022 16:05:36
Erscheinungsdatum Publikation: 27.06.2022

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Globale Nachfrage wird schwer zu decken sein

BERLIN (NfA)--Lithium stellt einen der, wenn nicht sogar den, Schlüsselrohstoff für die Umsetzung der Verkehrswende dar. Das Leichtmetall ist aufgrund seiner spezifischen Eigenschaften in aktuellen Lithium-Ionen-Batterien, unabhängig von der Batteriezusammensetzung, nicht ersetzbar, wie die Deutsche Rohstoffagentur der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe mitteilt.

Sowohl Produktion als auch Verkauf konventioneller Verbrennungsmotoren soll in einigen Ländern mittelfristig eingestellt werden. Die EU plant sogar ein komplettes Verbot ab 2035, was das Thema E-Mobilität weiter anheizen dürfte. War die Angelegenheit bis vor wenigen Jahren eine überwiegend chinesische, so entwickeln sich die USA, aber vor allem Europa, zu weiteren Hotspots für die Zellfertigung und die E-Mobilität. Die Mobilitätswende wird die gesamte Branche in den kommenden Jahren maßgeblich verändern und entsprechend auch den Bergbausektor vor sehr große Herausforderungen stellen.

Die globale Nachfrage nach Lithium wird, je nach Nachfrageszenario auf circa 316.300 bis 558.800 t bis zum Jahr 2030 steigen. Die Nachfrage wird im Jahr 2030 darüber hinaus vom Batteriesektor, speziell der E-Mobilität, dominiert werden (circa 90%). Aktuell liegt der Bereich der Batterien bei rund 67% der Gesamtnachfrage.

Die Lithiumförderung muss in den kommenden Jahren um den Faktor 4 bis 7 ausgebaut werden, um die prognostizierten Bedarfe decken zu können. Dies allein wird den Bergbausektor und die Verarbeitende Industrie vor enorme Herausforderungen stellen. Hinzu kommen Aspekte einer möglichst nachhaltigen Gewinnung.

?Selbst wenn alle aktuell geplanten und im Bau befindlichen Projekte im Zeitplan umgesetzt werden und wir von einem mittleren Nachfragewachstum ausgehen, werden wir nicht genug Lithium haben, um die erwartete weltweite Nachfrage 2030 zu decken?, erklärt Michael Schmidt von der Deutschen Rohstoffagentur in einer Studie.

?Die Primärförderung von Lithium stellt ein Oligopol dar. Das Angebot wird aktuell von zwei Ländern bestimmt. So stellten Australien und Chile knapp 75% der globalen Bergwerksförderung im Jahr 2020. Je nach Szenario könnten weitere Staaten erhebliche Marktanteile bis 2030 hinzugewinnen?, erläutert Schmidt weiter.

In Europa wird Lithium im Moment nicht primär gewonnen, jedoch stehen nach aktuellem Stand potentielle Zellfertigungskapazitäten von bis zu 1.300 GWh auf dem Papier. Falls es in Europa und speziell Deutschland zukünftig zu einer solchen Fertigung von Batteriezellen kommen sollte, wäre die hiesige Industrie auf den Import von Vorprodukten angewiesen. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass eine Selbstversorgung Europas 2030 im aufgeworfenen Szenario nur zu etwa 27 bis 34% möglich wäre. Das Recycling könnte lediglich circa 3 bis 10% des Bedarfs in Europa im Jahr 2030 decken. Es würde daher immer noch zu einer hohen Importabhängigkeit kommen.

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