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Berlin: Gas-Lage ist ernst - Versorgungssicherheit stabil

Erscheinungsdatum Website: 17.06.2022 17:35:02
Erscheinungsdatum Publikation: 20.06.2022

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BERLIN (Dow Jones)--Die Bundesregierung ist besorgt wegen der jüngsten Lieferkürzungen von russischem Gas, hält die aktuelle Versorgungssicherheit mit Gas in Deutschland aber dennoch für stabil. Das erklärte ein Sprecher des Bundeswirtschaftsministeriums. Auch die Bundesnetzagentur teilt diese Sicht. Die Versorgungssicherheit sei "im Moment" stabil, aber die Lage sei "angespannt".

"Das Signal, die Gasversorgung ist sicher, die gibt es jeden Tag mit dem Lagebericht der BNetzA (Bundesnetzagentur)", erklärte sagte Ministeriumssprecher Stephan Gabriel Haufe.

Die Füllstände der Gasspeicher lagen laut Bundesnetzagentur Stand Freitag bei 56,29 Prozent. "Es kann im Moment im Saldo weiterhin Gas eingespeichert werden. Gegenüber gestern ist die Einspeicherung leicht gestiegen", erklärte die Behörde in ihrem täglichen Lagebericht.

Bislang kein Grund zum Ausrufen der Alarmstufe

Einen Grund zur Auslösung der zweiten Stufe des Gas-Notfallplans - der Alarmstufe - sieht Haufe aktuell nicht. Man beobachte die Lage sehr genau, aber die dafür notwendigen konkreten Kriterien seien noch nicht erfüllt worden. "Die Lage ist ernst, aber die Versorgungssicherheit ist nach wie vor stabil", so Haufe.

Auch habe bislang kein anderes EU-Land den Solidaritätsmechanismus wegen ausbleibender Gaslieferungen ausgelöst und Hilfe angefordert. Gleichwohl wolle jedes Land die Gasspeicher auffüllen, in Vorbereitung des kommenden Herbstes und Winters.

Die Ankündigung Frankreichs, dass das Land kein russisches Gas mehr über Pipelines erhalte, ist nach Angaben von Haufe Folge der bereits bekannten Lieferkürzungen des russischen Konzerns Gazproms über die Nord Stream Gaspipeline. Daher fließe auch kein Gas von Deutschland nach Frankreich, so Haufe.

Laut Bundesnetzagentur betrifft die Reduktion der russischen Gaslieferungen über Nord Stream 1 auf 40 Prozent der Maximalleistung auch andere Länder. "Von dieser Reduktion ist seit Mitte der Woche auch die Weitergabe von Gas in andere europäische Länder wie zum Beispiel Frankreich, Österreich und Tschechien betroffen", so der Bericht.

Einen kausalen Zusammenhang zwischen dem auf russischer Seite fehlenden Gaskompressor und der großen Lieferreduzierung, wie der russische Konzern Gazprom ihn sieht, könne die Bundesnetzagentur nicht bestätigen. Sie forderte Deutschland auf, so viel Gas wie möglich einzusparen.

Vorbereitungen für Gas-Knappheit

Deutschland hat der Bundesregierung zufolge Vorbereitungen für die Kürzungen von russischen Gaslieferungen getroffen. Dazu zähle, dass Kohlekraftwerke notfalls die Stromerzeugung von den Gaskraftwerken übernehmen könnten. Auch gehe es um das Einsparen von Energie.

In Deutschland bereite zudem die Bundesnetzagentur eine Auktionsplattform vor, "um dann zwischen Unternehmen freie Gaskapazitäten leichter übertragen zu können", so Haufe.

DJG/aat/sha/20.06.2022

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