Märkte der Welt

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E-Autos könnten Lieferkettenprobleme verstärken

Erscheinungsdatum Website: 05.01.2022 13:45:03
Erscheinungsdatum Publikation: 06.01.2022

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Erbitterter Kampf um Batterierohstoffe / Von Stephen Wilmot

DETROIT (Dow Jones)--2021 war für Autohersteller ein höchst ungewöhnliches Jahr: Das Angebot war wichtiger als die Nachfrage und kehrte damit ein Muster um, das durch jahrzehntelange Überproduktion entstanden war. Diese Erfahrung verdient es, in Erinnerung zu bleiben, während der Verkauf von Elektroautos an Fahrt gewinnt.

General Motors ist in seinem Heimatmarkt zum ersten Mal seit den 1960er-Jahren überholt worden. Die Veränderung ist weniger historisch als es scheint. Seit den 1970er-Jahren haben US-Autobauer Marktanteile an preiswertere und zuverlässigere japanische Marken verloren. Doch das ist nicht mehr die ganze Wahrheit. Die US-Hersteller haben sich in den letzten zehn Jahren gut behauptet, weil die Verbraucher verstärkt leichte Nutzfahrzeuge und SUVs nachgefragt haben. Auf diesem Gebiet sind die heimischen Marken führend.

Toyotas Erfolg im vergangenen Jahr ist eher ein Beweis für die überragende Qualität seiner Lieferkette als für die seiner Autos. Das Unternehmen leidet nicht so sehr unter dem Mangel an Mikrochips und anderen Schlüsselkomponenten wie viele andere Hersteller. Da die Nachfrage das Angebot marktumfassend überstieg, verkaufte Toyota mehr Fahrzeuge, einfach weil der Hersteller mehr Fahrzeuge bauen konnte.

Es liegt eine gewisse Ironie in Toyotas Widerstandsfähigkeit: Das Unternehmen hatte das "Just-in-Time"-Lieferkettenmanagement erfunden, das von den US-Herstellern seit den späten 1980er-Jahren übernommen wurde, sich aber während der Pandemie zu einem Problem entwickelt hat. Weitgehend übersehen wurde nämlich die zweite Seite des Just-in-Time-Modells: Toyota pflegt sehr enge Beziehungen zu den Zulieferern. Die US-Hersteller versuchen nun, mit "strategischen Partnerschaften" anstelle der traditionellen hierarchischen Liefervereinbarungen Boden gut zu machen, vor allem bei Mikrochips.

Es gibt einen ganz wichtigen Sektor, in dem sich die Engpässe in der Lieferkette eher verschlimmern als verbessern werden: Elektrofahrzeuge. Weltweit stehen die optimistischen Prognosen für die Einführung von Elektrofahrzeugen im Widerspruch zu dem langsamen Anstieg der für ihre Batterien benötigten Metalllieferungen. Dieser Umstand wird wahrscheinlich die Unternehmen mit den robustesten Liefervereinbarungen belohnen. Das erklärt auch, warum die größten Autohersteller in die Batteriezellenproduktion und in Vereinbarungen mit Bergbauunternehmen investiert haben. Die Verlierer sind die kleinen EV-Startups, die hart um die Materialien kämpfen müssen, die sie für ihre hochfliegenden Pläne benötigen.

Tesla trotzte den Produktionsbeschränkungen in einem fulminanten vierten Quartal. Der Elektroauto-Pionier hat mächtig in seine Lieferkette investiert. Zudem könnte er auch von einer Sonderbehandlung profitieren. China hat der Marke den roten Teppich ausgerollt, und die Zulieferer geben einem so schnell wachsenden Unternehmen nur ungern einen Korb. Für die Konkurrenten könnte Teslas jüngster Erfolg beim Hochfahren der EV-Produktion schwer zu kopieren sein, vor allem wenn alle gleichzeitig Gas geben.

Früher machten sich die Autohersteller noch Sorgen über die schwache Nachfrage nach E-Fahrzeugen aufgrund von Reichweitenangst und schlechter Ladeinfrastruktur. Da nun das Interesse an der Technologie immer größer wird, könnte sich die Rohstoffversorgung als das zentrale Problem erweisen.

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