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US-Behörden und Bafin ermitteln gegen DWS wegen Nachhaltigkeitsangaben

Erscheinungsdatum Website: 27.08.2021 17:25:02
Erscheinungsdatum Publikation: 30.08.2021

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NEW YORK (Dow Jones)--Behörden in den USA und in Deutschland ermitteln gegen die Vermögensverwaltungstochter der Deutschen Bank AG, die DWS-Gruppe, wegen möglicherweise zu hoch ausgewiesener Nachhaltigkeitsinvestitionen. Untersuchungen hätten die US-Börsenaufsicht Securities and Exchange Commission (SEC) und die Staatsanwaltschaft eingeleitet, sagten mit der Angelegenheit vertraute Personen. Die Ermittlungen würden sich noch in einem frühen Stadium befinden. Die deutsche Finanzdienstleistungsaufsicht Bafin gehe den Vorwürfen gegen die DWS bereits seit einiger Zeit nach, sagte eine mit der Situation vertraute Person.

Ein Sprecher der US-Staatsanwaltschaft in Brooklyn, die die Untersuchung leitet, lehnte eine Stellungnahme ab. Ein Sprecher der SEC wollte sich ebenfalls nicht dazu äußern. Bei der Deutschen Bank lehnte ein Sprecher eine Stellungnahme ab. DWS selbst will sich zwar zu Fragen im Zusammenhang mit Rechtsstreitigkeiten oder regulatorischen Angelegenheiten nicht äußern, hält die in Medien erhobenen Vorwürfe aber für unbegründet.

Der Vermögemsverwalter betonte, zu den Offenlegungen in seinen Jahresberichten zu stehen. "Wir weisen die Anschuldigungen einer ehemaligen Mitarbeiterin entschieden zurück. Die DWS wird sich im Rahmen ihrer treuhänderischen Verantwortung im Namen ihrer Kunden weiterhin konsequent für nachhaltige Geldanlage einsetzen", heißt es in einer Stellungnahme. DWS verweist auf zwei verschiedene Klassifizierungen für nachhaltige Investitionen, die auch im Geschäftsbericht mit Zahlen transparent benannt seien.

Hintergrund der Ermittlungen sind Angaben der früheren Chefin der Abteilung für Nachhaltigkeit der DWS, Desiree Fixler, wonach sich das Unternehmen schwer getan habe, eine Nachhaltigkeitsstrategie zu definieren und umzusetzen. Darüber hatte das Wall Street Journal berichtet und Anfang August auch interne E-Mails und Präsentationen diesbezüglich ausgewertet.

Die in Frankfurt ansässige DWS hat in ihrem Jahresbericht 2020 geschrieben, dass mehr als die Hälfte ihres verwalteten Vermögens - gut 459 Milliarden Euro - einen als ESG-Integration bezeichneten Prozess durchlaufen habe. In einem solchen Prozess werden Unternehmen anhand von ESG-Kriterien bewertet, was den Fondsmanagern hilft, zu erkennen, ob die Investition mit Risiken in Bezug auf diese Standards verbunden ist. Laut einer internen Bewertung des Unternehmens, die einen Monat zuvor durchgeführt wurde, wendete aber nur ein kleiner Teil der Anlageplattform die ESG-Integration an, auch gab es demnach keine quantifizierbare oder überprüfbare ESG-Integration für wichtige Anlageklassen der DWS.

Die frühere Nachhaltigkeitschefin der DWS, Fixler, geht davon aus, dass die DWS ihre ESG-Fähigkeiten falsch dargestellt habe. Ein Sprecher der DWS sagte, dass das Unternehmen zu dem Jahresbericht stehe und dass eine Untersuchung durch eine Drittfirma keine Substanz an den Behauptungen von Fixler gefunden habe. Er fügte hinzu, dass sich die Standards für die Definition von ESG-Anlagen ständig weiterentwickelten und dass die DWS vom Markt als konservativer als die meisten ihrer Konkurrenten bei der Definition angesehen worden sei.

Investitionen in Anlagen nach Nachhaltigkeitskriterien wachsen rasant. Das Vermögen in ESG-Fonds überstieg im zweiten Quartal weltweit die Marke von 2 Billionen US-Dollar und hat sich laut Morningstar innerhalb von drei Jahren fast verdreifacht. Die Anleger sind von der Idee angezogen, Geld zu verdienen und gleichzeitig Umweltschäden einzudämmen sowie die Vielfalt und die Arbeitsbedingungen in Unternehmen zu verbessern. Nach Angaben der DWS entfielen 40 Prozent der 21 Milliarden Euro Nettomittelzuflüsse des Unternehmens in der ersten Hälfte dieses Jahres auf ESG-Fonds.

DJG/DJN/kla/uxd/brb/jhe/gos/30.08.2021

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