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Neue dynamische Märkte, vor allem in den Boomregionen Asiens und Osteuropas, gewinnen für den deutschen Automobil- und Maschinenbau zunehmend an Bedeutung. 

IW: Kleine Zulieferer verlieren bei E-Autos den Anschluss

Erscheinungsdatum Website: 17.08.2021 17:00:03
Erscheinungsdatum Publikation: 18.08.2021

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KÖLN/BERLIN (Dow Jones)--Im gegenwärtigen Elektroauto-Boom drohen kleine Zulieferer nach Erkenntnissen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) den technischen Anschluss zu verpassen. Eine neue Auswertung des IW zeigt nach Angaben des arbeitgebernahen Instituts: Die Zahl der Patentanmeldungen zu Elektroantriebssträngen steigt bei ihnen kaum, während die großen Zulieferer schon heute mehr elektrische als konventionelle Neuerungen erfinden. Beim Autogipfel am Mittwoch soll es unter anderem um die Folgen des E-Auto-Booms für kleine Zulieferer gehen.

"Der Technologiewandel in den Forschungsabteilungen der Großunternehmen ist längst in vollem Gange, doch die kleinen Zulieferer kommen nicht hinterher", erklärte das IW, das nach eigenen Angaben die Patentanmeldungen der Autoindustrie in Deutschland mit Bezug zum elektrifizierten Antriebsstrang ausgewertet hat. Die deutschen Pkw-Hersteller BMW, VW und Daimler tüftelten bereits seit 2015 zunehmend am elektrischen Antriebsstrang. Die Zahl ihrer Patente in dem Bereich sei seitdem stark gestiegen, 2017 hätten sie erstmals mehr Elektro-Patente angemeldet als konventionelle.

Auch die fünf umsatzstärksten Zulieferer steuerten "klar in eine Zukunft mit Null-Emissionen". Bei ihnen lag der Anteil des klassischen Antriebstrangs an den Patentanmeldungen 2018 laut IW zwar noch 2,5-mal so hoch wie beim elektrischen - doch der Abstand schrumpfe schnell, da die Zahl der konventionellen Patentanmeldungen sinke und die für den elektrischen Antriebsstrang steige. Bei den anderen Zulieferern hingegen liege der Anteil des konventionellen Antriebsstranges bei den Patentanmeldungen noch immer rund 3,5-mal höher als beim elektrischen Antrieb und steige kaum.

Deutlicher Geschäftsrückgang droht

Erschwerend komme hinzu, dass nur wenige der kleinen Unternehmen überhaupt am Elektroantrieb forschten: 2018 waren hier laut IW lediglich 37 Unternehmensgruppen mit Patentanmeldungen aktiv, während für den konventionellen Antriebsstrang 126 Unternehmensgruppen Patente anmeldeten. "Sollten die Unternehmen es nicht schaffen, ihre Forschung und Entwicklung zukunftsfähig zu machen, müssen sie in den nächsten zehn Jahren mit einem deutlichen Geschäftsrückgang und perspektivisch mit dem Verschwinden ihres Absatzmarktes rechnen", warnte das arbeitgebernahe Institut.

Unterdessen erklärte der Verband der Automobilindustrie (VDA), Automobilzulieferer befänden sich laut einer Studie "mitten in der Transformation", generierten jedoch aktuell noch 85 Prozent des Umsatzes aus der Verbrennertechnologie. Mehr als 80 Prozent der für die Studie von VDA und der Unternehmensberatung Deloitte befragten Unternehmen gehe davon aus, dass sich die Elektromobilität als Technologiestandard durchsetzen werde. Zudem gaben laut den Angaben über 80 Prozent an, bereits mit der Umstellung auf Elektromobilität begonnen zu haben.

Mit einer vollständigen Ablösung des Verbrennungsmotors durch die Elektromobilität rechneten 88 Prozent jedoch erst 2030 oder später. Ein Teil der befragten Zulieferer nahm an, dass Brennstoffzellen oder synthetische Kraftstoffe es ebenfalls noch zu einem Standard schaffen könnten. "Die Unternehmen brauchen Unterstützung und Planungssicherheit durch die Politik", verlangte VDA-Präsidentin Hildegard Müller. Bei der Ladeinfrastruktur, dem Ausbau der erneuerbaren Energien, beim Bürokratieabbau, der Fachkräfteausbildung und der Schaffung verständlicher und handhabbarer Anforderungen an die Nachhaltigkeit sei die Politik jetzt gefragt.

ma

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