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Das Geschäft mit den Arbeits-Migranten

Erscheinungsdatum Website: 26.04.2021 18:25:02
Erscheinungsdatum Publikation: 27.04.2021

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MOSKAU / DUSCHANBE (gus)--Mit der Wiedereröffnung der Flugverbindung Duschanbe-Moskau steigt auch die Zahl der Tadjiken, die es nach Russland zieht um dort zu arbeiten und den Unterhalt für ihre Familien zu erwirtschaften. Tadschikistan erzielt Daten der Weltbank zufolge mehr als ein Drittel seines BIP durch diese privaten Transfers, vor allem aus Russland. Diese wichtige Quelle war seit etwa März 2020 verstopft, die Zuflüsse sanken nach Angaben der russischen Zentralbank von den 2019 erzielten umgerechnet rund 2,6 Mrd Dollar auf 1,7 Mrd Dollar im letzten Jahr. Daher ist der Drang ziemlich groß, diese Einkommen möglichst bald wieder fließen zu lassen. Zumal der Bedarf auf der russischen Seite ebenfalls außerordentlich dringend ist. Namentlich der russischen Bauwirtschaft fehlen so viele Kräfte dass wichtige Projekte stocken, wie die zuständigen Minister in Moskau mehrfach betonten. Sie dürften denn wohl auch die treibenden Kräfte hinter der Öffnung von Ende März gewesen sein: Die ?Migranten-Knappheit? musste behoben werden.

Nicht unerwartet hat die Öffnung einen wahren Run auf die Tickets nach Moskau hervorgerufen, die zu einem politisch unerwünschten, deutlichen Anziehen der Preise führte. Die Behörden in Duschanbe verlangten von den beteiligten Airlines daher eine Begrenzung der Preise für Rückflug-Tickets (Duschanbe-Moskau-Duschanbe) auf umgerechnet etwa 500 Dollar, wie die Plattformen AsiaPlus und eurasianet übereinstimmend melden.

Im Hintergrund steht allerdings der Umstand, dass den lokalen Medien zufolge die Tickets in Duschanbe nur über eine einzige Agentur gebucht werden konnten. Die ist den offiziellen Registern zufolge der Präsidenten-Tochter Tahmina Rahmonova und ihrem Ehemann Zarifbek Davlatov zuzurechnen. Dort wurden dem eurasianet-Bericht zufolge die Tickets allerdings zu umgerechnet 700 Dollar verkauft. So ein Monopol auf den Ticket-Verkauf ist ohne Kooperation der russischen Seite nicht praktizierbar. Das russische Interesse ist klar: Mit solchen Arrangements werden die lokalen Eliten an Moskau gebunden und sichern den Herrschaftsanspruch ab, der nicht zuletzt den Zugriff auf billige Arbeitskräfte sichern soll, die keinerlei politische Rechte in Russland haben.

gus/27.04.2021

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