Nachrichten für Außenhandel (NfA)

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Großbritannien: Brexit könnte britische Exporteure 25 Mrd Pfund kosten

Erscheinungsdatum Website: 14.01.2021 15:45:03
Erscheinungsdatum Publikation: 15.01.2021

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Im ersten Quartal wid ein BIP-Einbruch von 5,5% prognostiziert

BERLIN (NfA/Dow Jones)--Britische Exporteure könnten laut einer Studie nach dem Brexit 2021 Umsatzeinbußen zwischen 12 und 25 Mrd Pfund erleiden. Gründe dafür sind laut der Studie des Kreditversicherers Euler Hermes eine schwache Nachfrage, zunehmende Bürokratie und die Abwertung des britischen Pfunds. Die Sektoren Mineral- und Metallprodukte, Maschinen und Elektrogeräte, Transportausrüstung, Chemikalien und Textilien dürften am stärksten betroffen sein.

Der in letzter Minute gefundene Kompromiss bringe "für die Briten aufgrund der fehlenden Vorbereitungszeit eine Übergangsfrist mit sich", erklärte die Leiterin Makroökonomie bei der Euler Hermes Gruppe, Ana Boata. Für britische Exporteure habe die anhaltende Ungewissheit seit Anfang des Jahres zu einigen Störungen an den Grenzen geführt, weshalb viele kleinere Unternehmen den Handel vorerst aussetzten. "Etwa jeder fünfte Lastkraftwagen wird an den Kanalübergängen abgewiesen, teilweise wegen des Brexit-Papierkrams."

Für die EU-Exporte nach Großbritannien, für die der Kreditversicherer ursprünglich Einbußen von bis zu 18 Mrd Euro im ersten Jahr nach dem Brexit erwartet hatte, schaffe die Übergangsfrist hingegen Planungssicherheit. "Die sechsmonatige Übergangsfrist und damit die Planbarkeit sind die halbe Miete für die hiesigen Unternehmen", sagte Ron van het Hof, CEO von Euler Hermes in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Dadurch könnten sich die Exportverluste in der Europäischen Union auf weniger als 10 Mrd Euro nahezu halbieren - auch wenn Deutschland mit Verlusten von rund 2 Mrd weiterhin am stärksten betroffen sei.

In den Niederlanden dürften sich die Exportverluste nach Großbritannien auf 1,2 Mrd Euro belaufen, in Frankreich auf 900 Mio, in Belgien auf 700 Mio und in Italien auf 600 Mio Euro, wie Euler Hermes mitteilt.

?Das Abkommen ist zwar vorteilhafter als andere Freihandelsabkommen, da es Zollfreiheit für Waren bietet?, sagt Boata. ?Allerdings könnten die nichttarifären Handelshemmnisse aufgrund des Ausstiegs aus der Zollunion deutlich zunehmen. Industrien wie Finanzdienstleistungen warten außerdem noch auf einen 'Äquivalenzstatus' von der EU, was länger als die geplanten sechs Monate dauern könnte."

Die Aussichten in Großbritannien sind aktuell eher trüb: Im ersten Quartal dürfte das BIP durch Corona um 5,5% im Vergleich zum vorherigen Quartal einbrechen und das Vereinte Königreich in eine erneute Rezession stürzen, wie der Kreditversicherer mitteilt. Insgesamt dürfte das Wachstum für das Gesamtjahr 2021 durch Pandemie und Übergangsfrist sehr verhalten bleiben mit einem Plus von 2,5% beim BIP, bevor es 2022 um voraussichtlich 7% zulegen dürfte. Das bedeutet aber auch, dass die britische Wirtschaft frühestens 2023 wieder das Vorkrisenniveau erreichen wird.

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