Märkte der Welt

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Konflikt mit China wird unter Biden nicht enden

Erscheinungsdatum Website: 16.12.2020 14:30:02
Erscheinungsdatum Publikation: 17.12.2020

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Vormachtstellung der Vereinigten Staaten auf wackligen Beinen / Von Jacky Wong

NEW YORK (Dow Jones)--Der Technologiestreit zwischen den USA und China wird unter der Biden-Regierung nicht enden, auch wenn moderatere Töne das verdorbene Verhältnis kaschieren könnten.

Die Vorwürfe gegen Huawei, die sich auf die Umgehung von US-Sanktionen, Industriespionage und potenzielle Bedrohung der nationalen Sicherheit konzentrierten, standen in den letzten Jahren im Mittelpunkt der Rivalität zwischen den beiden Ländern. Unter der Trump-Regierung wurde dem chinesischen Telekomausrüster der Zugang zu Mikrochips, die mit US-Technologie hergestellt werden, deutlich erschwert. Aufgrund der Dominanz der USA bei Halbleitern und Design-Tools ist es für Huawei nun fast unmöglich, sich High-End-Chips zu beschaffen. Zudem wurden dem chinesischen Halbleiter-Hersteller Semiconductor Manufacturing International Exportkontrollen auferlegt. Die Sanktionen treffen Chinas einheimische Alternative zu Taiwan Semiconductor Manufacturing hart.

Diese Demonstration der technologischen Vormachtstellung der USA hat Chinas Schwächen bei der Halbleitertechnik offengelegt und gleichzeitig dazu geführt, dass die Volksrepublik ihre Anstrengungen verdoppelt, um bei der Chipherstellung unabhängig zu werden. Huawei hat bereits Milliarden von Dollar in den Aufbau einer eigenen Chipfertigung investiert und Ingenieure aus anderen Ländern rekrutiert.

Im dritten Quartal dieses Jahres war China der weltweit größte Markt für Halbleiterausrüstung mit einem Umsatz von 5,62 Mrd US-Dollar. Laut Branchenverband SEMI bedeutete dies einen Anstieg von 63% gegenüber dem Vorjahr.

Wenn es um die Technologie geht, werden sich die Spannungen unter der neuen US-Regierung wahrscheinlich nicht auflösen. Mit ihrem brachialen Ansatz gelang es der Trump-Regierung, Huawei in die Knie zu zwingen. Selbst nichtamerikanische Unternehmen waren gezwungen, sich an die allgemeinen Beschränkungen zu halten.

Auf lange Sicht jedoch könnte eine solche Strategie die US-amerikanischen High-Tech-Unternehmen schwächen, die auf dem chinesischen Markt Geschäfte machen wollen. Sie könnten die Belieferung aus den USA heraus überdenken oder Einheiten der Forschung und des operativen Geschäfts ins Reich der Mitte verlagern.

Ein gezielter Ansatz mit amerikanischen Verbündeten wie Taiwan und Südkorea - beide führende Halbleiterhersteller mit dem Ziel, die fortschrittlichste Technologie von China fernzuhalten - könnte von der Regierung unter Biden den Vorzug erhalten. Der Einsatz von mehr Ressourcen zur Unterstützung der Forschungs- und Fertigungskapazitäten der USA und ihrer Verbündeten könnte es der Volksrepublik noch schwerer machen, aufzuholen. Die Stärkung der Chipherstellung zu Hause stünde auch im Einklang mit dem Versprechen des gewählten Präsidenten, die heimische Produktion anzukurbeln.

Auch ohne Trump'sches Gewitter und Zorn darf man kaum erwarten, dass zwischen den beiden Supermächten der Frühling Einzug hält.

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