Märkte der Welt

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Die Konsumfreude kommt endlich zurück

Erscheinungsdatum Website: 16.09.2020 15:45:07
Erscheinungsdatum Publikation: 17.09.2020

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Beijing fuhr eine andere Konjunkturpolitik als der Westen / Von Nathaniel Taplin

BEIJING (Dow Jones)--China hat sich anfangs sehr einseitig vom Coronavirus erholt. Die Produktion belebte sich schnell wieder, aber der Konsum hinkte hinterher. Ein halbes Jahr später gibt es endlich deutliche Anzeichen dafür, dass die Verbraucher aufholen.

Neueste Daten zeigen, dass die Umsätze im Einzelhandel im August zum ersten Mal in diesem Jahr wieder in den Wachstumsmodus geschaltet haben - sie legten um 0,5% im Vergleich zum Vorjahr zu. Die Investitionen des Privatsektors - die tendenziell mit den verbrauchernahen Sektoren gekoppelt sind - lagen im Zeitraum Januar bis August immer noch unter dem Vorjahreswert, aber nur knapp.

All dies zeigt, dass Chinas Erholung, die anfangs fast ausschließlich von der Infrastruktur, dem Immobiliensektor und den Exporten getragen wurde, sich allmählich in eine nachhaltigere Phase ausbreitet, die auch das inländische Wachstum einschließt.

Dafür gab es im Vorfeld der Veröffentlichung der Einzelhandelsumsätze starke Hinweise. Nach mehreren aufeinanderfolgenden Monaten des Rückgangs blieb die Inflation im August stabil bei 0,5%, basierend auf dem Kernverbraucherpreisindex, der die volatilen Lebensmittel- und Energiepreise nicht berücksichtigt.

Der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe zeigte im August, dass die Produktion immer noch schneller als die Auftragseingänge stieg, allerdings war der Zuwachs der geringste in diesem Jahr. Dies deutet darauf hin, dass die Inlandsnachfrage endlich zur Industrieproduktion aufschließt.

Auch das Exportwachstum hat sich weiter beschleunigt und dazu beigetragen, die Beschäftigung abzufedern. Die Exporte stiegen im August im Jahresvergleich um 9,5%, das höchste Tempo seit März 2019.

Die Daten unterstützen Beijings Strategie zur Bekämpfung des Coronavirus, die sich auf harte Betriebsstilllegungen konzentrierte, gefolgt von umfangreichen Investitionen in die Infrastruktur und die Unterstützung von Unternehmen - und nicht auf Maßnahmen zur Ankurbelung des Konsums. Westliche Länder, in denen ein größerer Teil der Wirtschaft an den Konsum gebunden ist, waren verständlicherweise bestrebt, die Einkommen zu stützen. Ein Nebeneffekt dieser unterschiedlichen Strategien ist, dass sich Chinas Industrie schneller erholt hat als die Binnennachfrage, während die meisten Industrieländer das Gegenteil erlebt haben. Infolgedessen hat China wahrscheinlich den Anteil an den weltweiten Exporten erhöht - und der handelsüberschuss mit den USA ist auf den höchsten Stand seit 2018 gestiegen.

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