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Lanxess treibt Fokussierung auf Spezialchemie weiter voran

Erscheinungsdatum Website: 13.08.2020 18:05:29
Erscheinungsdatum Publikation: 17.08.2020

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FRANKFURT (Dow Jones)--Der Spezialchemie-Konzern Lanxess hat einen Käufer für sein Leder-Geschäft gefunden. Damit geht der MDAX-Konzern einen weiteren wichtigen Schritt in seiner Fokussierung auf die Spezialchemie, und verringert zudem die Abhängigkeit von der krisenanfälligen Automobilindustrie, deren schwache Nachfrage im Zuge der Corona-Krise im zweiten Quartal auf Umsatz und operatives Ergebnis gedrückt hat.

Käufer des Geschäfts mit organischen Lederchemikalien, das die Kölner in der Bilanz bereits seit Ende 2019 als nicht fortzuführendes Geschäft geführt haben, ist die TFL Ledertechnik GmbH, ein globaler Anbieter für Lederchemikalien und ein Portfoliounternehmen der US-Investmentgesellschaft Black Diamond Capital Management. Er übernimmt sämtliche Betriebe mit insgesamt rund 460 Mitarbeitern des Geschäftszweigs Organische Lederchemie.

Der Kaufpreis umfasst eine fixe Komponente von 80 Millionen Euro sowie eine erfolgsabhängige Komponente von bis zu 115 Millionen Euro. Zusätzlich übernimmt TFL mit dem Geschäft verbundene Verbindlichkeiten.

Mit dem Verkauf steigt Lanxess vollständig aus der Lederchemie aus. Zuvor hatte der Spezialchemie-Konzern bereits das Chromchemikalien-Geschäft veräußert, ebenso seinen Anteil an der südafrikanischen Chromerzmine. Lanxess-Vorstandsvorsitzender Matthias Zachert erklärte, mit der aktuellen Transaktion werde Lanxess noch ein Stück unabhängiger von der Automobilindustrie, einer wichtigen Zielbranche für Lederprodukte.

Autoindustrie belastet alle Segmente außer Consumer Protection

Im zweiten Quartal belastete die schwache Nachfrage der Autoindustrie Lanxess erwartungsgemäß deutlicher als im Auftaktquartal. Während das Geschäft mit verbrauchernahen Schutzprodukten im Segment Consumer Protection dank des starken Geschäfts mit Agrochemikalien und der anhaltend guten Nachfrage nach Desinfektionsmitteln eine starke Performance aufwies, litten die übrigen drei Segmente unter den Auswirkungen der Corona-Krise.

Im Segment Engineering Materials, das die Pandemie durch die schwache Nachfrage aus der Automobilindustrie am deutlichsten zu spüren bekam, lag der Umsatz mit 244 Millionen Euro um 33,2 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Das EBITDA vor Sondereinflüssen brach um 56,9 Prozent auf 28 Millionen Euro ein.

Bei Specialty Additives ging der Umsatz infolge einer geringeren Nachfrage aus der Automobil-, Luftfahrt- sowie der Öl- und Gasindustrie um 20,4 Prozent auf 403 Millionen Euro zurück. Das EBITDA vor Sondereinflüssen sank um 29,2 Prozent auf 63 Millionen Euro.

Im Segment Advanced Intermediates sanken die Erlöse nicht zuletzt preisbedingt um 19,8 Prozent auf 469 Millionen Euro. Das EBITDA vor Sondereinflüssen lag mit 100 Millionen Euro um 12,3 Prozent unter dem Vorjahreswert.

Lediglich im Segment Consumer Protection entwickelten sich Umsatz und Ergebnis weiterhin positiv. Die Erlöse stiegen um 21,9 Prozent auf 301 Millionen Euro, das EBITDA vor Sondereinflüssen kletterte gar um 41,7 Prozent auf 68 Millionen Euro.

Auf Konzernebene sank das EBITDA vor Sondereinflüssen um 20,3 Prozent auf 224 Millionen Euro. Damit entsprach das Unternehmen seinen eigenen Planungen. Anfang Mai hatte der Kölner Konzern für den Zeitraum April bis Juni ein EBITDA vor Sondereinflüssen zwischen 200 und 250 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Allerdings hatte Konzernchef Zachert damals bereits angekündigt, angesichts der massiven Auswirkungen der Corona-Pandemie eher zum unteren Ende der Prognosespanne zu tendieren. Der Konzernumsatz schrumpfte von April bis Juni um 16,7 Prozent auf 1,436 Milliarden Euro.

Jahresprognose bekräftigt

An seinen Zielen für das Gesamtjahr hält der Spezialchemiekonzern fest und erwartet für 2020 demnach weiterhin ein EBITDA vor Sondereinflüssen zwischen 800 und 900 Millionen Euro. Ihre ursprüngliche Jahresprognose von 900 Millionen bis 1 Milliarde Euro hatte die Lanxess AG mit Bekanntgabe der Erstquartalszahlen in Erwartung zunehmender Auswirkungen der Pandemie im zweiten und dritten Quartal eingedampft. Im vergangenen Jahr hatte Lanxess ein EBITDA vor Sondereinflüssen von 1,019 Milliarden Euro erwirtschaftet.

"Wie erwartet haben wir nach dem massiven Einbruch der Weltwirtschaft im zweiten Quartal die Corona-Krise deutlich stärker gespürt als noch in den ersten drei Monaten des Jahres. Unsere stabile Aufstellung, unsere starke Liquidität und unsere hohe Kostendisziplin bringen Lanxess aber weiterhin gut durch diese herausfordernde Zeit", sagte Vorstandschef Zachert. "Im Übrigen sehen wir in Asien bereits erste Zeichen einer Aufhellung. Daher bleibe ich zuversichtlich, auch wenn derzeit keine schnelle gesamtwirtschaftliche Erholung abzusehen ist."

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