Finanz- und Wirtschaftsspiegel

Der Newsletter "Finanz- und Wirtschaftsspiegel" informiert täglich über die Aktivitäten der internationalen Zentralbanken mit Schwerpunkt auf die Europäische Zentralbank, die Federal Reserve und die Bank of Japan.

ESRB: Weiter hohe Bankbilanzposten ohne Marktpreise

Erscheinungsdatum Website: 25.02.2020 22:35:03
Erscheinungsdatum Publikation: 26.02.2020

zurück zur Übersicht

FRANKFURT (Dow Jones)--Das Volumen von Positionen in Bilanzen von EU-Banken, deren Wert nicht anhand laufender Marktpreise messbar ist, ist nach Aussage des Systemrisikorats ESRB bis Ende 2018 deutlich gesunken. Gleichwohl machen solche mit dem "fairen Wert" bilanzierten Posten einen beträchtlichen Teil der Bilanzen einiger Großbanken aus. In der Finanzkrise waren deutliche Schwächen der Fair-Value-Bilanzierung zu Tage getreten. Der ESRB forderte daher eine genaue Überwachung und eine rasche Einarbeitung des Fundamental Review of the Trading Book in den europäischen Aufsichtsrahmen.

Nach Angaben des European Systemic Risk Board (ESRB) hatten die "Fair-Value-Assets" ín den Bilanzen der EU-Banken Ende 2018 ein Volumen von 7.279 Milliarden Euro. Das waren 25 Prozent der gesamten Assets. An entsprechenden Verbindlichkeiten standen 4.915 Milliarden Euro - 17 Prozent der gesamten Assets - zu Buche. Zwei Drittel der Assets entfielen auf Banken in Großbritannien, Frankreich und Deutschland.

Von den Assets waren 2.379 Milliarden Euro so genannte Level-1-Assets, für die Marktpreise existierten, 4.600 Milliarden Euro entfielen auf Level-1-Assets, deren Preis aus anderen Marktpreisen abgeleitet werden kann und 300 Milliarden Euro auf Level-3-Assets, die sehr illiquide sind und deren Wert nur anhand von Modellen ermittelt werden kann.

Zwei Drittel der gesamten "Fair-Value-Assets" bestehen aus Derivaten (Level-2-Assets) und Schuldverschreibungen (Level-1-Assets). Das Derivatevolumen sank gegenüber Ende 2016 auf beiden Seiten der Bilanz um 1.100 Milliarden Euro. Als mögliche Erklärung sieht der ESRB den Zwang, Derivate über zentrale Plattformen abzuwickeln, oder Compression Trades, bei denen entgegengesetzte Positionen gegeneinander aufgelöst werden.

Nach Rückgängen zwischen 2014 und 2017 nahm das Volumen von Level-3-Assets 2018 wieder zu, und zwar um 191 Milliarden Euro. Die Hälfte der Level-2-Assets war Ende 2018 bei fünf Instituten konzentriert und die Hälfte der Level-3-Assets bei zehn Banken. Die meisten der oben genannten Vermögenswerte befanden sich bei international tätigen Großbanken (G-SIBs).

Der ESRB erwartet, dass das Inkrafttreten des Fundamental Review of the Trading Book und die Einführung der ungewichteten Eigenkapitalquote (Leverage Ratio) dazu führen wird, dass Marktrisiken besser im Regulierungsrahmen berücksichtigt werden.

Die Überprüfung des Handelsbuchs ist eine späte Konsequenz aus der Finanzkrise, während der sich zeigte, dass der von den Banken ausgewiesene faire Wert einer Bilanzposition unter Stress nicht unbedingt ihrem tatsächlichen Marktwert entspricht. Der ESRB rechnet damit, dass die Einarbeitung dieser Prüfung in das Regelwerk zu einem substanziellen Anstieg der Eigenkapitalanforderungen führen wird.

DJG/hab/sha

zurück zur Übersicht