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Neue dynamische Märkte, vor allem in den Boomregionen Asiens und Osteuropas, gewinnen für den deutschen Automobil- und Maschinenbau zunehmend an Bedeutung. 

Studie empfiehlt Aufbau eines Oberleitungsnetzes für Lkw

Erscheinungsdatum Website: 21.02.2020 13:40:03
Erscheinungsdatum Publikation: 24.02.2020

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BERLIN (Dow Jones)--Um die CO2-Emissionen im Verkehrssektor deutlich zu reduzieren, empfehlen Forscher den Aufbau von Oberleitungen für Lastkraftwagen auf deutschen Autobahnen. Bei einem Streckennetz von rund 4.000 km könne ein Drittel des Lkw-Fernverkehrs elektrisch erfolgen, heißt es in einer neuen Studie, die das Öko-Institut mit dem Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation, der Hochschule Heilbronn und dem Beratungsunternehmen Intraplan Consult veröffentlicht hat. Die direkten Treibhausgasemissionen könnten so jährlich um bis zu 12 Mio t Kohlendioxid sinken.

Selbst unter Berücksichtigung des noch nicht voll erneuerbaren Strommixes könne ein Oberleitungs-Lkw im Jahr 2025 seinen CO2-Ausstoß im Vergleich zu einem heutigen Diesel-Lkw nahezu halbieren. Bis 2030 steige der Vorteil unter den Annahmen des Kohleausstiegs sogar auf 60% an. Die Studienautoren erwarten, dass sich reine Batterie-Lkw nicht am Markt durchsetzen, weil ihre Speicher zu viel Platz benötigten und die Ladezeiten zu lang wären. Oberleitungs-Lkw hätten diese Nachteile nicht und böten nach den batteriebetriebenen die beste Klimabilanz im Güterverkehr.

Die Kosten für den Aufbau der "eHighways" schätzt das Öko-Institut auf 10,2 bis 12,2 Mrd Euro. Hinzu komme die jährliche Instandhaltung in Höhe von 2% der Investitionskosten. Für Spediteure würde sich ab 2025 der Kauf eines Oberleitungs-Lkw nach 1,5 Jahren rechnen. Trucks mit Flüssiggas (Liquefied Natural Gas, LNG) hätten zwar mit etwa 8 Monaten die kürzeste Amortisationsdauer. Würden Oberleitungs-Lkw von der Maut befreit, wären diese aber in der Hälfte der Zeit wirtschaftlich.

Die Idee ist nicht neu. Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) empfahl bereits 2018, die 4.000 meistbefahrenen Autobahnkilometer zu elektrifizieren: Der Aufbau einer Oberleitungsinfrastruktur sei "trotz der erforderlichen Infrastrukturinvestitionen die kosteneffizienteste Maßnahme", heißt es in der BDI-Studie "Klimapfade für Deutschland". Bislang gibt es Oberleitungs-Strecken auf der A5 zwischen Langen/Mörfelden und Weiterstadt in Hessen sowie auf der A1 bei Lübeck in Schleswig-Holstein. Laut der Allianz pro Schiene, die dem Projekt wegen der hohen Kosten kritischer gegenübersteht, wurden auch schon Teststrecken nördlich von Berlin und in Baden-Württemberg errichtet.

Das Öko-Institut forderte nun die Politik zum Handeln auf. Sie müsse "Planungssicherheit für die Marktakteure geben", erklärte Projektleiter Florian Hacker. "Nur wenn die Rahmenbedingungen für langfristige Investitionen klar sind, kann ein Umstieg auf klimaschonende Technologien im Güterverkehr gelingen." Die Bundesregierung hat im Klimapaket das Ziel ausgegeben, bis 2030 rund ein Drittel des Güterverkehrs zu elektrifizieren oder mit strombasierten Kraftstoffe zu betreiben. Bis dahin soll der Ökostromanteil auf 65% ansteigen.

ma

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