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Sorokin: Nord Stream 2 kann Wasserstoff liefern

Erscheinungsdatum Website: 19.02.2020 14:00:02
Erscheinungsdatum Publikation: 20.02.2020

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BERLIN (Dow Jones)--Die russische Regierung rechnet trotz der US-Sanktionen nicht nur mit einer Fertigstellung der Ostseepipeline Nord Stream 2, sondern auch mit einer möglichen Lieferung von Wasserstoff durch die Röhren. Man sei mit Blick auf das Gasprojekt "immer noch optimistisch", sagte der stellvertretende Energieminister Pawel Sorokin, anlässlich der 7. Russland-Konferenz in Berlin. Er bestätigte auch Berichte, wonach Russland sein eigenes Spezialschiff "Akademik Tscherski" für die Verlegung von Gasleitungen in Bewegung gesetzt habe. "Ende dieses Jahres, Anfang des kommenden Jahres sollte das Projekt zum Abschluss kommen." Auf die Frage, ob es möglich sei, durch die traditionellen Röhren Wasserstoff zu liefern, sagte Sorokin: "Es ist in der Tat möglich."

Etwa 5 bis 7% des Gesamtvolumens könne dafür bereitgestellt werden. "Das ist aber nicht der einzige Weg, den Wasserstoff nach Deutschland zu liefern." Es gebe noch neue Ideen, wie man den Energieträger in Russland herstellen und dann weiter transportieren könne, so Sorokin. Wasserstoff sei "eine der Prioritäten" in der Energieforschung. Ziel sei, vom blauen zum grünen Wasserstoff überzugehen. Zuvor hatten die deutsche und die russische Seite die Einrichtung einer eigenen Arbeitsgruppe zur Entwicklung und Nutzung von Wasserstoff vereinbart.

Auf der Russland-Konferenz des Deutschen Industrie- und Handelskammertages sprach auch der Energieminister von Mecklenburg-Vorpommern, Christian Pegel, die Möglichkeit an, Nord Stream 2 für Wasserstoff zu nutzen. "Die Infrastruktur ist also keine Ex- und Hopp-Infrastruktur, sondern eine auf Jahrzehnte angelegte und kalkulierte." Deutschland werde die für die Dekarbonisierung benötigten Wasserstoffmengen "nur ganz schwer" alleine produzieren können. Pegel nannte Forderungen, das deutsch-russische Gasprojekt aufzugeben, "absurd". Er sei "weiterhin guter Dinge, dass die rechtsstaatlich erlangten Genehmigungen bis zum Ende umgesetzt" und Nord Stream 2 fertiggestellt werde.

Die USA hatten mit ihren Sanktionen gegen Schiffsfirmen, die die Gasröhren in der Ostsee verlegen, den Schweizer Spezialisten Allseas getroffen und so einen Baustopp für Nord Stream 2 erzwungen. Washington befürchtet eine stärkere Abhängigkeit Europas von russischem Gas. Gleichzeitig wollen die USA mehr von ihrem eigenen Flüssiggas verkaufen. Polen und die Ukraine befürchten zudem einen Verlust von Einnahmen aus Transitgebühren. Das Nord-Stream-2-Konsortium wird vom russischen Gazprom-Konzern angeführt, der die Hälfte der Finanzierung des 9,5-Mrd-Euro-Projekts aufbringt. Zu den deutschen Beteiligten gehören die Unternehmen Uniper und Wintershall. Noch rund 150 km fehlen bis zur Fertigstellung der Pipeline.

rus/20.2.2020

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