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US-chinesisches Abkommen schadet besonders Deutschland

Erscheinungsdatum Website: 19.02.2020 12:20:03
Erscheinungsdatum Publikation: 20.02.2020

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BERLIN (Dow Jones)--Deutsche Exporteure leiden nach einer Studie des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) besonders unter dem jetzt in Kraft getretenen Phase-I-Handelsabkommen zwischen den USA und China. Durch Handelsumlenkungen dürften ihre Güterexporte nach China im kommenden Jahr laut den neuen Berechnungen um fast 4,5 Mrd US-Dollar zurückgehen, vor allem in den Bereichen Fahrzeuge, Flugzeuge und Industriemaschinen. "Noch stärker trifft es nur Brasiliens Sojabauern", erklärten die Forscher.

"Das Handelsabkommen zwischen den USA und China bringt zum einen Nachteile für die Chinesen, die sich einseitig zum Import von US-Gütern im Wert von rund 200 Mrd Dollar verpflichten, und dadurch auf Produkte aus anderen Ländern verzichten, die sie bislang bevorzugten" sagte IfW-Präsident Gabriel Felbermayr. "Zum anderen bringt es Nachteile für die übrigen Handelspartner Chinas, deren Importe nun durch US-Produkte verdrängt werden und die in erheblichem Maße Marktanteile in China verlieren."

Berechnungen von Felbermayr und IfW-Handelsexpertin Sonali Chowdhry zeigen nach Angaben des Instituts, "dass vor allem auch deutsche Exporteure durch die Handelsumlenkungen verlieren". Beim Verarbeitenden Gewerbe sei Deutschland international am stärksten negativ betroffen und dürfte kommendes Jahr Güter von 4,3 Mrd Dollar weniger nach China exportieren, verglichen mit einem Szenario ohne Handelskrieg und Deal. Dies treffe vor allem die Bereiche Fahrzeuge (minus 1,3 Mrd Dollar), Flugzeuge (1,6) und Industriemaschinen (0,7).

Größter Verlierer der Handelsumlenkungen ist demnach aber Brasiliens Agrarsektor - die Sojabauern müssen mit einem Rückgang ihrer Exporte nach China im Wert von 5 Mrd Dollar rechnen. Im Energiesektor sind die Öl- und Kohleexporteure Russland (minus 2,7 Mrd) und Australien (1,8) am stärksten negativ betroffen. Insgesamt importiert China demnach durch den Phase-I-Deal im kommenden Jahr Produkte im Wert von rund 62 Mrd Dollar mehr aus den USA.

Sollte das Wirtschaftswachstum Chinas geringer ausfallen, als in den Simulationen des Instituts angenommen, zum Beispiel aufgrund der Coronavirus-Krise, würden die für Drittstaaten schädlichen Handelsumlenkungseffekte laut den Wissenschaftlern noch stärker ausfallen, denn das Abkommen verpflichte das Reich der Mitte auf feste zusätzliche Importvolumen, die nicht von der heimischen Nachfrage abhingen. Felbermayr nannte das Handelsabkommen "in mehrerlei Hinsicht bedenklich".

Andreas Kißler

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