Asien Aktuell

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Lichtblicke trotz unerwartet schlechten BIP-Zahlen

Erscheinungsdatum Website: 19.02.2020 12:10:02
Erscheinungsdatum Publikation: 20.02.2020

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TOKIO (asi)--Der Anfang der Woche veröffentlichte Bericht zum japanischen Bruttoinlandsprodukt war aus zwei Gründen außergewöhnlich: erstens, weil er aufgrund eines Rückgangs von 6,3% gegenüber den Erwartungen von 3,8% schlimmer ausfiel als erwartet. Zweitens, weil es keine Frage ist, was diesen Rückgang erzwungen hat. Die Erhöhung der Mehrwertsteuer von 8 auf 10% mit Wirkung vom 1. Oktober vergangenen Jahres hat die Konsumnachfrage der Bevölkerung tief getroffen. Dass Ursache und Wirkung so klar zu beobachten sind, das liest man in Konjunkturberichten eher selten.

Die gute Nachricht ist, dass der Bericht auch bestätigt, dass die positiven Trends fortdauern. Während der Konsum um 11% beziehungsweise 7,4 Bill Yen (62 Mrd Euro) einbrach, stiegen die Arbeitsunfallentschädigungen um 1,4%, also um 1,2 Bill Yen, was mit dem seit etwa drei Jahren anhaltenden vierteljährlichen Aufwärtstrend von 1 bis 1,5% übereinstimmt. Es gibt starke Gründe für die Annahme, dass die Entschädigungen und das Einkommenswachstum ihren Aufwärtstrend fortsetzen werden - Japans demographischer Wandel schürt einen sich ständig verstärkenden Wettkampf um Talente. Die Aufmerksamkeit sollte den diesjährigen Gehaltsverhandlungen gelten, die ein Lohnwachstum von 2,5 bis 3% bringen dürften. Sofern dies der Fall ist, dürfte der Rückschlag bei den Verbraucherausgaben stark, möglicherweise sogar sehr stark ausfallen.

Wann wird das sein? Die derzeitigen durch das Coronavirus hervorgerufenen Ängste dürften eine zusätzliche Verzögerung des Wachstums verursachen. Zum jetzigen Zeitpunkt ist es deshalb ratsam, einen weiteren Rückgang der Verbrauchernachfrage im laufenden Quartal zu erwarten. Eine technische Rezession ist sehr wahrscheinlich.

Die Regierung hat den Fehler erkannt und ein Rekordpaket mit zusätzlichen Ausgaben in Höhe von 24 Bill Yen (fast 5% des BIP) geschnürt und ratifiziert. Die ersten Auswirkungen des fiskalischen Anschubs dürften ab Ende Februar/Anfang März die Inlandsnachfrage um 0,6 bis 0,8% steigern.

Falls die Coronavirus-Epidemie zurückgeht, ist sogar ein noch stärkerer positiver Impuls in Sicht. Unter Berücksichtigung all dieser Aspekte ist eine Wachstumserholung von 4-6% bis zum Sommer möglich. Unterm Strich wird die Steuererhöhung vom Oktober 2019 jedoch als politisches Missgeschick in die Geschichte eingehen.

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