Finanz- und Wirtschaftsspiegel

Der Newsletter "Finanz- und Wirtschaftsspiegel" informiert täglich über die Aktivitäten der internationalen Zentralbanken mit Schwerpunkt auf die Europäische Zentralbank, die Federal Reserve und die Bank of Japan.

Finanzierungsboom bei deutschen Startups hält an

Erscheinungsdatum Website: 14.01.2020 16:45:25
Erscheinungsdatum Publikation: 15.01.2020

zurück zur Übersicht

FRANKFURT (Dow Jones)--In der deutschen Startup-Szene hat sich der bereits im ersten Halbjahr verzeichnete Finanzierungsboom fortgesetzt. Nach einer Analyse der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young (EY) haben deutsche Startups 2019 so viel Kapital eingesammelt wie nie zuvor. Insgesamt erhielten sie 6,2 Milliarden Euro, 36 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Zahl der Finanzierungsrunden stieg um 13 Prozent auf 704.

Erneut floss der Löwenanteil des investierten Kapitals nach Berlin: Startups aus der Hauptstadt erhielten bei 262 Finanzierungsrunden insgesamt 3,7 Milliarden Euro, ein Anstieg um 41 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Noch stärker legten die Investitionen in Bayern zu: um 93 Prozent auf 1,55 Milliarden Euro. Dafür war vor allem der Münchener Mobilitätsanbieter Flixmobility verantwortlich, der laut Medienberichten 500 Millionen Euro erhielt - die größte je an ein deutsches Startup geflossene Summe.

In den Ergebnissen von EY sind Unternehmen berücksichtigt, deren Gründung höchstens zehn Jahre zurückliegt.

"Erneut sorgten vor allem einige sehr große Deals vornehmlich ausländischer Geldgeber für den Investitionsrekord", sagte Hubert Barth, Vorsitzender der Geschäftsführung von EY Deutschland. Es seien 13 Finanzierungsrunden in der Größenordnung von mehr als 100 Millionen Euro gezählt worden, sieben im ersten Halbjahr, sechs in der zweiten Jahreshälfte. 2018 habe es in Summe nur sechs derartige Mega-Deals gegeben. "Finanzstarke und überwiegend international tätige Investoren aus den USA, Großbritannien sowie Asien sind insbesondere an sehr großen Transaktionen interessiert, auch weil die Bewertungen in Europa im Vergleich zum Silicon Valley noch relativ günstig sind", sagte Peter Lennartz, Partner bei EY.

Zudem seien auch mehr kleine frühphasige Investitionsrunden von maximal fünf Millionen Euro registriert worden, mit 541 etwa 27 Prozent mehr als 2018. Rückläufig waren hingegen mittelgroße Investitionen zwischen 10 und 50 Millionen Euro.

Die Dominanz von E-Commerce-Geschäftsmodellen wurde 2019 laut EY endgültig gebrochen. Das meiste Geld floss mit 1,6 Milliarden Euro an junge Mobilitätsanbieter - vor allem aufgrund der beiden Mega-Finanzierungsrunden für Flixmobility und die Berliner Getyourguide. Im Vergleich zum Vorjahr entspreche dies fast einer Vervierfachung. Im Branchenranking belegten Fintechs und Software-Unternehmen mit 1,3 bzw 1,2 Milliarden Euro die Plätze zwei und drei.

Das Fintech-Segment legte bei der Finanzierungssumme um 95 Prozent zu, die Zahl der Finanzierungsrunden stieg um 24 Prozent auf 67. Software-Startups verzeichneten ein um 82 Prozent gestiegenes Volumen, während die Zahl der Finanzierungen um 53 Prozent auf 221 stieg. E-Commerce folge mit 730 Millionen Euro erst auf dem vierten Rang - im Vergleich zum Vorjahr ging die Finanzierungssumme um 56 Prozent zurück, die Zahl der Runden stieg hingegen nur um 4 Prozent.

Unterm Strich habe sich die Startup-Szene damit im vergangenen Jahr weiter ausdifferenziert, während sich auch der Fokus der Investoren verändert habe, sagte Lennartz. Hochinnovative Technologie-Geschäftsmodelle wie SaaS (Software as a Service), Analytics und KI seien groß im Kommen und profitierten von hohen Bewertungen. E-Commerce trete zwar etwas in den Hintergrund, bleibe aber ein wichtiges und starkes Segment. Im Bereich Fintech werde 2020 angesichts des Überangebotes an Anbietern eine Konsolidierung erwartet.

DJG/bam/sha

zurück zur Übersicht