Finanz- und Wirtschaftsspiegel

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BdB: EZB sollte bei Inflationsziel flexibel bleiben

Erscheinungsdatum Website: 13.01.2020 16:55:02
Erscheinungsdatum Publikation: 14.01.2020

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FRANKFURT (Dow Jones)-Die Europäische Zentralbank (EZB) sollte bei der Verfolgung ihres Inflationsziels nach Aussage des Bankenverbands BdB flexibel bleiben. Wie der BdB in einem Positionspapier darlegt, bezieht sich diese Forderung sowohl auf die Genauigkeit des zu erreichenden Ziels als auch auf die Frist, innerhalb derer sie ihr Ziel erreichen soll. "In einem marktwirtschaftlich geprägten Wirtschaftssystem und einer Währungsunion aus 19 finanzpolitisch souveränen Staaten kann die Geldpolitik die allgemeine Preissteigerungsrate nur indirekt, nur mit großer zeitlicher Verzögerung und nur recht grob steuern", heißt es in dem Papier.

Die EZB beginnt im laufenden Jahr mit einer Prüfung ihrer Strategie. Derzeit strebt sie eine Inflationsrate von "unter, aber nahe 2 Prozent" in der mittleren Frist an. Der BdB begrüßt die geplante Prüfung aus zwei Gründen: Zum einen erreiche die EZB seit längerer Zeit ihr Ziel nicht, zum anderen stoße der negative Zins in der breiteren Öffentlichkeit zunehmend auf Verständnisprobleme.

Laut BdB muss sich die EZB ein "notwendiges Maß an diskretionärem Handlungsspielraum bewahren und angemessen auf Sondereffekte oder sich ändernde Umfeldbedingungen reagieren". Das setze voraus, dass das Inflationsziel eine hinreichend weite Bandbreite aufweise und Abweichungen von diesem Ziel keine "automatischen Reaktionen der Notenbank" auslösten. Konkret schlägt der BdB ein Inflationsband zwischen 1 und 2 Prozent vor.

Derzeit vergrößert die EZB ihre Anleihebestände um monatlich 20 Milliarden Euro - und zwar ohne zeitliche Begrenzung. Inflationsraten außerhalb des Zielbereichs sollten zunächst sorgfältig analysiert werden. Der Satz für Überschusseinlagen der Banken bei der EZB liegt bei minus 0,50 Prozent. Banken geben diese Belastung zunehmend an ihre Kunden weiter.

Nach Aussage des BdB ist die Nullprozentgrenze nach wie vor ein besonderer Schwellenwert in der Geldpolitik. "Negative Zinsen stoßen auf erheblich Verständnis- und Akzeptanzprobleme in der Öffentlichkeit." Der BdB weist auf das Risiko hin, dass der so genannte Umkehrzins, ab dem die Geldpolitik überwiegend negativ wirkt, wegen der unbeabsichtigten Nebenwirkungen in Richtung der Marke von 0 Prozent steigt.

DJG/hab/flf

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