Finanz- und Wirtschaftsspiegel

Der Newsletter "Finanz- und Wirtschaftsspiegel" informiert täglich über die Aktivitäten der internationalen Zentralbanken mit Schwerpunkt auf die Europäische Zentralbank, die Federal Reserve und die Bank of Japan.

DIW-Präsident: Zuspitzung von Iran-Konflikt träfe deutsche Wirtschaft

Erscheinungsdatum Website: 10.01.2020 18:10:03
Erscheinungsdatum Publikation: 13.01.2020

zurück zur Übersicht

BERLIN (Dow Jones)--Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, Marcel Fratzscher, hat vor Schaden für die deutsche Wirtschaft durch weitere Sanktionen gegen den Iran und eine mögliche Zuspitzung des Konfliktes mit den USA gewarnt. "Die Hauptleidtragenden sind wirklich die Menschen im Iran, denn weitere Sanktionen heißt erst einmal, die Wirtschaft im Iran wird weniger exportieren können", sagte Fratzscher im RBB. "Ausländische Unternehmen, auch deutsche Unternehmen können weniger in den Iran investieren", betonte er aber auch.

Der Ökonom befürchte starke Folgen für die deutsche Wirtschaft bei einer Zuspitzung des Konfliktes, weil das Wirtschaftsmodell Deutschlands auf hohen Exporten beruhe. "Die Hälfte unserer gesamten Wirtschaftsleistung sind Exporte", betonte er. "Wenn es zu einem Krieg, zu einem Konflikt kommt, dann bedeutet das erst einmal ganz viel Unsicherheit für Unternehmen." Sie investierten weniger, "und wenn weniger investiert wird, dann wird auch weniger nachgefragt an Exporten, gerade an deutschen Exporten", warnte Fratzscher.

"Auch wenn die Iraner natürlich die Hauptleidtragenden sind, so werden das vor allem die Volkswirtschaften merken, die vom Welthandel abhängig sind, und das ist nun einmal sehr stark Deutschland", konstatierte der DIW-Präsident. Käme es zu einem Krieg, dann wäre "auch der eine oder andere Job in Deutschland in Gefahr".

Auch der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) hat bereits gewarnt, angesichts der Zuspitzung der Streitigkeiten zwischen den USA und dem Iran steige für die deutsche Wirtschaft die Unsicherheit, auch hinsichtlich der Ölversorgung. Laut Außenwirtschaftschef Volker Treier stellen die Entwicklungen im Nahen Osten "neben den bestehenden Handelskonflikten und dem nahenden Brexit eine weitere ernsthafte Belastung für die Weltwirtschaft und die exportorientierten Unternehmen" dar.

Der Handel mit dem Iran ist bereits drastisch eingebrochen. Das Handelsvolumen betrug nach Angaben des DIHK von Jahresbeginn bis Ende Oktober 2019 rund 1,39 Milliarden Euro - minus 51 Prozent im Jahresvergleich. Die deutschen Exporte nach Iran lagen im Oktober um 71 Prozent unter Vorjahresmonat. Auf der Rangliste der deutschen Handelspartner ist das Land laut den aktuellsten Daten im Oktober 2019 auf Platz 74 abgerutscht, nachdem es 2018 noch auf Platz 62 lag. Im Iran selbst sind laut der Kammerorganisation derzeit noch rund 20 deutsche Unternehmen aktiv.

DJG/ank/sha/13.01.2020

zurück zur Übersicht