Finanz- und Wirtschaftsspiegel

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Deutsche Bank bestätigt Ziele - Renditeziel "ehrgeiziger"

Erscheinungsdatum Website: 10.12.2019 15:45:02
Erscheinungsdatum Publikation: 11.12.2019

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FRANKFURT (Dow Jones)--Die Deutsche Bank sieht sich bei ihrem Umbau im Plan und bestätigt ihre mittelfristigen Ziele. Wie die Bank anlässlich ihres Investorentages mitteilte, ist das Renditeziel bis 2022 aber vor allem angesichts des Zinsumfeldes "ehrgeiziger" geworden. Bei den Erträgen nannte die Deutsche Bank am Dienstag keine konkrete Prognose. Sie geht aber davon aus, dass das Niedrigzinsumfeld mittelfristig vor allem die Ertragsaussichten für die Privatkundenbank und die Unternehmensbank belasten wird, was teilweise durch andere Bereiche ausgeglichen werde.

Zuletzt hatte die Deutsche Bank im September ein Ertragsziel für 2022 von 24 bis 25 Milliarden Euro genannt, nachdem bei Bekanntgabe des Umbaus im Juli noch von rund 25 Milliarden Euro die Rede gewesen war.

Die Deutsche Bank hatte im Juli den umfassenden Konzernumbau angekündigt. Sie baut bis 2022 rund 18.000 Stellen ab und zieht sich aus mehreren Geschäften wie dem Aktienhandel zurück. Abzuwickelnde Geschäfte wurden in die sogenannte "Capital Release Unit" transferiert.

Sewing: Kunden kommen zurück

"Wir sind sehr gut in diese umfassendste Transformation unserer Bank seit zwei Jahrzehnten gestartet", schrieb Vorstandschef Christian Sewing in einem auf der Webseite der Bank veröffentlichten Brief an die Mitarbeiter. "Wir liegen mit der Umsetzung unserer Strategie nicht nur im Plan, sondern sind in mehreren Bereichen sogar schneller vorangekommen als erwartet."

Er verwies auch auf zunehmend positives Kunden-Feedback seit Juli. "Viele, die angesichts der strategischen Unsicherheit zuvor zögerlich waren, fühlen sich nun bestärkt, wieder langfristig mit uns zusammenzuarbeiten."

In der Kostendisziplin lasse man "kein bisschen nach", schrieb Sewing. Für das Ziel 2020 sei bereits fast die Hälfte der dafür nötigen Einsparungen "praktisch schon erreicht, weil viele bereits umgesetzte Maßnahmen erst im kommenden Jahr voll wirksam werden."

Weitere Einsparpotenziale sieht er in einer besseren Zusammenarbeit der Bereiche, wobei sich beim Zusammenschluss von Deutscher Bank und Postbank eine Möglichkeit ergebe. "Ob in der Zentrale, den Filialen oder bei den IT-Systemen - wie können mit Blick auf die Kosten überall noch besser werden."

Die Bank geht weiter davon aus, die bereinigten Kosten bis 2022 auf 17 Milliarden Euro drücken zu können, das wäre dann ein Rückgang von knapp 6 Milliarden Euro verglichen mit 2018. Für dieses Jahr werden nach wie vor 21,5 Milliarden Euro angestrebt, im kommenden Jahr 19,5 Milliarden. "Wir haben es wirklich selbst in der Hand", so Sewing.

Niedrige Zinsen lasten auf der Rendite

Der Abbau von Aktiva komme schneller voran als geplant, so die Bank. Die harte Kernkapitalquote soll im Laufe des Umbauprogramms stets bei mindestens 12,5 Prozent bleiben, zum Jahresende wird die Quote voraussichtlich bei über 13 Prozent liegen. Die Deutsche Bank bekräftigte, dass der Umbau mit vorhandenen Mitteln zu stemmen sei.

Dem durch das Niedrigzinsumfeld verursachten Druck auf die Rendite will die Deutsche Bank mit einer Reihe von Maßnahmen entgegenwirken, unter anderem will sie Negativzinsen "selektiv" an Kunden weitergeben. Außerdem vergebe die Bank bei vorsichtigem Risikomanagement mehr Kredite und steuere ihre Liquiditätsreserven besser.

Bis 2022 will die Deutsche Bank eine Rendite von 8 Prozent auf das materielle Eigenkapital (ROTE) erzielen. Positiv wirke sich der Staffelzins der EZB aus. Für die Kernbank ohne die Capital Release Unit rechnet die Deutsche Bank für 2022 mit einer Rendite von mehr als 9 Prozent.

Mit Blick auf das laufende vierte Quartal gab sich die Bank zufrieden mit der Ertragsentwicklung in der Investmentbank, insbesondere im Geschäft mit festverzinslichen Produkten und Währungen. Die Erträge seien höher als im Vorjahreszeitraum.

Ob der Umbau die Anleger überzeugen kann, bleibt abzuwarten. Bisher hat er die Aktie noch nicht beflügelt. Am Dienstagvormittag gibt sie mit dem Gesamtmarkt 0,4 Prozent ab.

DJG/mgo/sha

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