Märkte der Welt

Der Newsletter "Märkte der Welt" enthält - nach Regionen gegliedert - wöchentliche Zusammenfassungen und Hintergrundanalysen der wichtigsten Nachrichten zur Außenwirtschaft sowie Informationen zu Auslandsaktivitäten deutscher Unternehmen unterschiedlichster Branchen. Zudem sind weiterführende Kontaktadressen mit Ansprechpartnern angegeben. Die Berichterstattung wird durch das weltweite Netz der Bundesagentur für Außenwirtschaft (bfai) unterstützt und ist mit Grafiken und Charts angereichert.

Die Volksrepublik findet die Freude am Konsum wieder

Erscheinungsdatum Website: 13.11.2019 13:00:03
Erscheinungsdatum Publikation: 14.11.2019

zurück zur Übersicht

Die Wirtschaftsindikatoren erholen sich / Von Nathaniel Taplin

BEIJING (Dow Jones)--Anfang des Jahres war ein heftiger Sturm über die Einkaufsbummler in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt aufgezogen. Der Handelskonflikt ließ in China die Beschäftigung im verarbeitenden Gewerbe sinken. Der Autosektor ging auf Tauchfahrt und die Inflation bei Lebensmitteln schoss in die Höhe. Dazu trugen auch die Wertverluste des Yuan bei. Die Realeinkommen der Stadtbevölkerung wuchsen in den ersten drei Quartalen 2019 mit 5,4% so langsam wie seit 2008 nicht.

Doch der von Alibaba als Einkaufstag ausgerufene "Singles' Day" am Montag toppte locker den Vorjahreswert mit Umsätzen von 268 Mrd Yuan, umgerechnet fast 35 Mrd Euro. Auch an der Börse ging es zuletzt aufwärts. Aktien wie Alibaba, Geely oder Tal Education sind seit September alle mehr als 10% gestiegen.

Gibt es eine Logik hinter all dem? Das schon. Es bedeutet aber nicht, dass die Entwicklung zwingend so weiter gehen muss..

Die gute Nachricht: Wichtige Faktoren, die den chinesischen Konsum belastet haben, werden wieder zu einer Stütze. Die Gewinne der Computer- und Elektronikindustrie als größtem Arbeitgeber erholen sich wieder. Im September ist das Geschäft erstmals seit fast einem Jahr zum Vorjahreszeitraum wieder gewachsen. Auch die Kapazitätsauslastung steigt wieder.

Ein Faktor ist sicherlich der ganz Asien betreffende Zyklus bei Lagerbestand und Preisen von Elektronikprodukten. Die Auslieferungen von Smartphones sind erstmals seit zwei Jahren wieder gestiegen, wie die Techberatungsfirma Canalys berichtet. Nach dem Kollaps Ende 2018 bewegen sich die weltweiten Halbleiterumsätze wieder nach oben.

Gewinn und Absatz der Autoindustrie - ebenfalls ein wichtiger Arbeitgeber - fallen zwar weiterhin, aber nicht mehr so schnell. Der Autoabsatz war im Mai noch um 22% zum Vorjahresmonat gefallen, im September betrug das Minus nur noch 7%.

All das unterstützte die Beschäftigung in der chinesischen Industrie. Der offizielle Einkaufsmanagerindex Chinas zeigt zwar noch Arbeitsplatzverluste für Oktober an, doch die Schwäche war so mild wie seit März nicht.

Vorsicht bleibt jedoch angebracht, denn es gibt zahlreiche Risiken, die den Arbeitsmarkt wieder auf Talfahrt schicken könnten. Das Kreditwachstum entwickelt sich wieder schwächer und auch der Schwung auf dem Immobilienmarkt lässt nach. Das könnte das Geschäft für haushaltsnahe Produkte ebenso belasten wie die Beschäftigung im Bausektor.

Die deutlich höheren Preise für Schweinefleisch wegen der afrikanischen Schweinepest lassen auch die Verbraucherpreise weiter steigen. Das schmälert die Kaufkraft der Verbraucher, auch wenn die Preise nach Herausrechnung von Lebensmitteln und Energie zuletzt gefallen sind. Sollte der fragile Waffenstillstand im Handelsstreit mit den USA brechen, dürfte auch die Elektronikindustrie wieder leiden.

zurück zur Übersicht