Finanz- und Wirtschaftsspiegel

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Ifo-Index sinkt und Inflationsdruck bleibt konstant

Erscheinungsdatum Website: 23.08.2019 17:55:04
Erscheinungsdatum Publikation: 26.08.2019

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FRANKFURT (Dow Jones)--Das Geschäftsklima in Europa und Deutschland dürfte sich im August weiter eingetrübt haben, wozu eine auf niedrigem Niveau stagnierende Inflation und ein Anstieg der Arbeitslosigkeit in Deutschland passt. Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte erwarten, dass der deutsche Ifo-Index auf 95,1 (Juli: 95,7) Punkte gesunken ist. Es wäre der fünfte Rückgang in Folge und würde wohl als Anzeichen bewertet werden, dass sich Deutschland tatsächlich auf dem Weg in eine Rezession befindet.

Für eine solche Stimmungseintrübung sprechen der anhaltende Handelsstreit USA-China, der wahrscheinlicher werdende ungeordnete EU-Austritt Großbritanniens und das Scheitern der italienischen Regierung. Erst am Freitag hat China die amerikanischen Strafzölle beantwortet, indem es nun seinerseits neue Einfuhrzölle auf Waren für 75 Milliarden US-Dollar und eine Wiedereinführung von Zöllen auf Autos und Autoteile ankündigte.

Welthandel sinkt im zweiten Quartal um 0,7 Prozent

Europas Wirtschaft ist von dem Handelsstreit weniger direkt als indirekt betroffen - über die weltweite Verunsicherung ihrer Kunden. Nach Angaben des niederländischen Planungsbüros CPB sank der Welthandel im zweiten Quartal inflationsbereinigt um 0,7 Prozent, nachdem er bereits im ersten Quartal um 0,3 Prozent abgenommen hatte.

Die Wahrscheinlichkeit eines ungeordneten Brexits nimmt unterdessen weiter zu. Zwar versicherte der britische Premierminister Boris Johnson erst am Freitag wieder, dass er ein Austrittsabkommen mit der EU anstrebe, doch werden die Chancen auf eine Einigung für einen geordneten Brexit als begrenzt eingeschätzt. Nach Berechnungen des Ifo-Instituts würde ein harter Brexit vor allem das Wohlstandsniveau in kleineren Euro-Ländern wie Irland, Luxemburg und Malta verringern, in politisch einflussreichen Ländern wie Deutschland, Frankreich und Italien aber kaum.

Eine gewisse Hoffnung macht mit Blick auf den Ifo-Index lediglich die unerwartet gute Entwicklung der deutschen Einkaufsmanagerindizes. Für den Index der Geschäftslagebeurteilung werden 98,6 (99,4) Punkte erwartet und für den Index der Geschäftserwartungen 91,7 (92,2) Punkte. Das Ifo-Institut veröffentlicht die Daten am Montag (10.00 Uhr).

Aufschluss über das Geschäftsklima im Euroraum gibt der am Donnerstag (11.00 Uhr) anstehende Esi. Volkswirte erwarten einen Rückgang auf 102,3 (102,7) Prozent, wobei für die Industrie ebenfalls eine weitere Stimmungseintrübung erwartet wird.

Zweite deutsche BIP-Veröffentlichung bringt Klarheit über Investitionen

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) Deutschlands ist im zweiten Quartal um 0,1 Prozent gesunken. Belastungsfaktoren waren der Außenhandel, der Bau und die Industrieproduktion, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) vorab mitgeteilt hatte. Die zweite Veröffentlichung am Dienstag (8.00 Uhr) wird die genauen Beiträge zur Quartalsveränderungsrate beinhalten. Besonders interessant wird die Entwicklung der Investitionen, darunter jener in Lager, sein. Destatis hatte etwas unerwartet einen Anstieg der Investitionen bei gleichzeitigem Rückgang der Bauinvestitionen gemeldet.

Die Lage am deutschen Arbeitsmarkt dürfte sich auf hohem Niveau erneut leicht eingetrübt haben. Volkswirte erwarten einen Anstieg der saisonbereinigten Arbeitslosenzahl um 3.000, nachdem es bereits im Juli 1.000 mehr waren. Die Bundesagentur für Arbeit veröffentlicht die Daten am Donnerstag (9.55 Uhr).

Euroraum-Teuerung bleibt bei 1,0 Prozent

Der Inflationsdruck im Euroraum dürfte im August konstant geblieben sein. Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte erwarten, dass die Verbraucherpreise wie im Juli mit einer Jahresrate von 1,0 Prozent gestiegen sind. Für die Kernrate (ohne Energie- und Nahrungsmittelpreise) wird ein Anstieg auf 1,0 (0,9) Prozent erwartet. Eurostat veröffentlicht die Daten am Freitag (11.00 Uhr).

Die Teuerung im Euroraum dürfte im August allerdings von den Pauschalreisepreisen etwas nach unten verzerrt gewesen sein, und das gilt auch für die deutsche HVPI-Inflation. Die Bundesbank weist in ihrem jüngsten Monatsbericht darauf hin, dass der saisonal bedingte Rückgang dieser Preise im zweiten Halbjahr 2018 schwerer wiege als der entsprechende Anstieg in diesem Jahr, weil deren Gewicht im Gesamtindex zum Jahreswechsel auf 2,4 (zuvor: 4,1) Prozent reduziert wurde.

In der Folge dürften die Jahresteuerungsraten in diesem Bereich bis Oktober die Gesamtteuerung mindern. Für August prognostizieren die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte gleichwohl einen Anstieg der HVPI-Jahresteuerung auf 1,2 (Juli: 1,1) Prozent. Destatis veröffentlicht die Daten am Donnerstag (14.00 Uhr).

Wichtige US-Konjunkturdaten sind die zweite BIP-Veröffentlichung für das zweite Quartal (Donnerstag, 14.30 Uhr), die Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter im August (Montag, 14.30 Uhr), die persönlichen Einkommen und Ausgaben der US-Verbraucher (Freitag, 14.30 Uhr) und der Chicagoer Einkaufsmanagerindex (Freitag, 15.45 Uhr).

DJG/hab/smh

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