Finanz- und Wirtschaftsspiegel

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IWF: Zölle und Wechselkursmanipulation weder gerechtfertigt noch wirksam

Erscheinungsdatum Website: 21.08.2019 16:35:02
Erscheinungsdatum Publikation: 22.08.2019

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FRANKFURT (Dow Jones)--Der Internationale Währungsfonds (IWF) sieht derzeit global keine großen Leistungsbilanzungleichgewichte mehr und warnt davor, die Auslandspositionen einzelner Länder über Einfuhrzölle oder Wechselkursmanipulationen beeinflussen zu wollen. In einem aktuellen Papier erklärt sich der IWF aber mit den jüngsten geldpolitischen Lockerungsmaßnahmen in einigen großen Volkswirtschaften einverstanden. "Die externen Ungleichgewichte haben sich seit der globalen Finanzkrise stark verringert, und der US-Dollar war 2018 nur moderat überbewertet", heißt es in dem Papier.

Zugleich rät der IWF aber zu Maßnahmen, um die erzielten Fortschritte zu verstetigen und zugleich das Weltwirtschaftswachstum zu stärken. "Defizit- und Überschussländer sollten die zugrunde liegenden makroökonomischen und strukturellen Ursachen der Ungleichgewichte angehen, anstatt unwirksame oder sogar schädliche Instrumente, wie Strafzölle, einzusetzen", so der IWF.

Die in Washington ansässige Institution rät Defizitländern wie den USA und Großbritannien, ihre Haushaltsdefizite wachstumsfreundlich zu verringern und ihre Exportindustrien wettbewerbsfähiger zu machen. Dazu könnten diese Länder eine bessere Ausbildung und die Bildung von Ersparnissen fürs Alter fördern. Überschussländer wie Deutschland und Südkorea sollten mehr in Infrastruktur investieren und ihre Bürger zu mehr privaten Investitionen ermutigen.

China, dessen Auslandsposition der IWF als "weitgehend fundamental gerechtfertigt" bezeichnet, sollte weitere Strukturreformen durchführen, die hohe private und öffentliche Verschuldung angehen, die Staatsunternehmen reformieren, das soziale Sicherheitsnetz verbessern, mehr Wirtschaftsbereiche für private und ausländische Konkurrenz öffnen und Außenhandelshemmnisse abbauen.

Skeptisch äußert sich der IWF zu den Erfolgsaussichten einer Geldpolitik, die über eine Abwertung der Währung die Exporte der eigenen Industrie zu stützen versucht. "Eine Abwertung von 10 Prozent gegenüber allen anderen Währungen verbessert die Handelsbilanz binnen zwölf Monaten um 0,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP)", rechnet der IWF vor. Deshalb betrachtet der IWF die jüngsten Lockerungsmaßnahmen wichtiger Notenbanken vor allem als Schritte, die die Binnennachfrage stärken und damit auch den Handelspartnern nützen.

Auch höhere Einfuhrzölle wie die der USA auf chinesische Waren erreichen laut IWF nicht den erwünschten Zweck. Grund: Chinas Exportunternehmen fakturieren in US-Dollar, während der Yuan im Zuge des Handelsstreits abgewertet hat. Bezahlt würden die höheren Zölle von den US-Unternehmen und -Konsumenten. Das gesamte Handelsbilanzdefizit der USA reduzierten bilaterale Zölle zudem nicht, weil so die US-Nachfrage nach Importgütern nicht verschwinde, sondern nur auf andere Länder umgelenkt werde.

Eine Absage erteilt der IWF schließlich auch direkten Devisenmarktinterventionen oder einer Besteuerung von Kapitalzuflüssen. "Solche Vorschläge sind schwer umzusetzen und wahrscheinlich unwirksam, da die Märkte für Reservewährungen wie Dollar und Euro tief sind", heißt es in dem Papier. Zudem hätten sie negative Auswirkungen für die Funktion des internationalen monetären Systems.

DJG/hab/apo

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