Finanz- und Wirtschaftsspiegel

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SNB führt Leitzins ein und hebt Inflationsprognosen an

Erscheinungsdatum Website: 13.06.2019 20:25:10
Erscheinungsdatum Publikation: 14.06.2019

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FRANKFURT (Dow Jones)--Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat ihre Geldpolitik unverändert gelassen und ihre Inflationsprognosen etwas angehoben. Zudem schaffte sie das Zielband des Dreimonatslibor - bisher minus 1,25 bis minus 0,25 Prozent - ab und ersetzte es durch einen Leitzins, der bei minus 0,75 Prozent liegt. Das entspricht der Mitte des bisherigen Zielbands und - zumindest derzeit - auch dem Niveau des Zinses auf Sichteinlagen bei der SNB. "Die Geldpolitik bleibt damit unverändert expansiv", teilte die SNB mit.

Zukunft des Libor war nicht mehr gesichert

Grund der Änderung ist laut SNB, dass die Zukunft des Libors nicht gesichert ist. Die britische Finanzmarktaufsicht werde das Bestehen des Libors nur bis Ende 2021 durchsetzen. Die bedingte Inflationsprognose der Nationalbank beruhe auf der Annahme eines unveränderten Zinssatzes über die ganze Prognosedauer von drei Jahren. "Bisher wurde hierfür der Dreimonatslibor benutzt. Weil die Prognose aktuell erstmals über das Ende von 2021 hinaus reicht, stellt die Einführung des SNB-Leitzinses sicher, dass sie für den gesamten Prognosezeitraum auf dem gleichen Zins beruht", erläuterte die SNB.

SNB-Gouverneur Thomas Jordan sagte in seiner Pressekonferenz zur Erläuterung der geldpolitischen Beschlüsse: "Weil wir neu auf einen Tagesgeldsatz fokussieren und nicht mehr auf einen Dreimonatszinssatz, braucht es auch kein Zielband mehr. Dieses war früher nötig, weil Erwartungen über die zukünftige Geldpolitik den Dreimonatssatz stark beeinflussen konnten."

Der SNB-Leitzins dient laut Jordan auch zur Festlegung der Konditionen von geldpolitisch relevanten Geschäften mit der Nationalbank. "Die Verhältnisse am Geldmarkt werden zurzeit durch den Zinssatz, den die Banken auf ihre Sichtguthaben bei der Nationalbank zahlen, bestimmt. Wir haben festgelegt, dass der Zins auf den Sichtguthaben der Banken bei der Nationalbank zurzeit dem SNB-Leitzins entspricht und somit weiterhin minus 0,75 Prozent beträgt", sagte Jordan.

SNB stuft Franken weiterhin als hoch bewertet ein

Die Nationalbank strebt an, die kurzfristigen besicherten Geldmarktzinssätze in Franken nahe am SNB-Leitzins zu halten. "Der heute aussagekräftigste kurzfristige Geldmarktzinssatz ist der Saron, der sich auch als Referenzzinssatz für Finanzprodukte etabliert", so die SNB. Sie will bei Bedarf weiterhin am Devisenmarkt aktiv bleiben, um den Franken abzuwerten. "Der Franken ist handelsgewichtet etwas stärker als im März und bleibt hoch bewertet, die Lage am Devisenmarkt zeigt sich nach wie vor fragil", heißt es in der Erklärung.

Der Negativzins sowie die Bereitschaft der Nationalbank, bei Bedarf am Devisenmarkt zu intervenieren, seien unverändert notwendig. Sie hielten die Attraktivität von Anlagen in Franken tief und reduzierten den Aufwertungsdruck auf die Währung.

Ihre Prognose für den Anstieg der Verbraucherpreise im laufenden Jahr hob die SNB auf 0,6 (bisher: 0,3) Prozent an und die Prognose für 2020 auf 0,7 (0,6) Prozent. Für 2021 erwartet die SNB nun 1,1 (1,2) Prozent Inflation. Ihre Prognose für den Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) 2019 bestätigte die SNB mit 1,5 Prozent. Laut Jordan sind die Risiken für diese Prognose abwärts gerichtet.

DJG/hab/apo

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