Asien Aktuell

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China: Kfz-Nummernschilder sind ein rares Gut

Erscheinungsdatum Website: 12.06.2019 10:05:34
Erscheinungsdatum Publikation: 13.06.2019

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BEIJING(Dow Jones)--Chinas stotternder Automarkt hat gerade mehr Treibstoff bekommen. Allerdings nicht genug, um damit weit zu kommen. In den Großstädten sind Autokennzeichen nur sehr schwer zu bekommen. Die Regierung will dies nun vereinfachen. Dadurch wird sicher der Autoabsatz etwas zulegen. Dies wird aber wahrscheinlich nicht ausreichen, um den weltweit größten Automarkt wieder auf einen Wachstumspfad zu bringen. Über das Wochenende haben zwei der reichsten chinesischen Städte - Shenzhen und Guangzhou - angekündigt, dass sie den Anteil der verfügbaren Nummernschilder um etwa 40 bis 50% steigern wollen.

Derzeit begrenzen sieben chinesische Kommunalregierungen - darunter Beijing und Shanghai - die Versorgung mit Autokennzeichen, um Staus und Umweltverschmutzung zu bekämpfen. Man will dadurch auch den Absatz von Elektrofahrzeugen fördern, diese fallen in den meisten Städten nicht unter die Quote. Um ein Nummernschild zu bekommen, müssen Autokäufer je nach Stadt entweder Lotto spielen oder an einer Versteigerung teilnehmen. Dadurch sind Nummernschilder zu einer begehrten Rarität geworden: Die Chancen, in Shenzhen die Lotterie zu gewinnen, liegen bei 0,2%. In Shanghai kann der Auktionspreis für ein Kennzeichen leicht 13.000 US-Dollar erreichen, das ist etwa soviel wie ein erschwingliches Auto kostet.

Weniger restriktive Regelungen bei Nummernschildern werden sich sicher fast unmittelbar in höherem Autoabsatz niederschlagen, vor allem wenn andere Städte dem Beispiel von Shenzhen und Guangzhou folgen. Tun sie dies, könnte der Autoabsatz in China um 400.000 Fahrzeuge höher ausfallen, schätzt Bernstein-Analyst Robin Zhu. Das entspricht etwa 1,5% des Gesamtumsatzes in China im vergangenen Jahr - ein schöner Schub für den Markt, der seit zehn Monaten in Folge gesunken ist. Aber nicht stark genug, um das Wachstum tatsächlich anzukurbeln. Im Zeitraum Januar bis April sank der Autoumsatz um 12% im Vergleich zum Vorjahr.

Um tatsächlich die rückläufigen Umsätze zu stoppen, werden stärkere Maßnahmen erforderlich sein, wie zum Beispiel Subventionen für Autokäufe in ländlichen Gebieten. Und genau daran könnte es scheitern. Es ist für Beijing einfacher, eine Verwaltungsmaßnahme zur Beschränkung von Autokennzeichen anzupassen als ein umfassendes Konjunkturprogramm zu starten.

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