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EZB: Wachstumsverlangsamung kann Finanzmarktvolatilität erhöhen

Erscheinungsdatum Website: 31.05.2019 17:45:06
Erscheinungsdatum Publikation: 03.06.2019

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FRANKFURT (Dow Jones)--Die Europäische Zentralbank (EZB) betrachtet eine Verlangsamung des Wirtschaftswachstums als potenzielles Risiko für die Finanzstabilität. In ihrem aktuellen Finanzstabilitätsbericht warnt die EZB außerdem vor den Risiken, die von der hohen Verschuldung von Unternehmen und Staaten sowie von der geringen Profitabilität der Banken ausgehen. "Sollten die Abwärtsrisiken für den Wachstumsausblick eintreten, könnten sich daraus Risiken für die Finanzstabilität ergeben", sagte EZB-Vizepräsident Luis de Guindos. Letztlich sei der Wachstumsausblick entscheidend für alle Finanzstabilitätsrisiken.

In dem Bericht verweist die EZB darauf, dass Unsicherheiten über den weltweiten Wachstumsausblick zu Volatilitätsausbrüchen beigetragen hätten und dass ein unerwartet schwaches Wachstum oder eine Eskalation der Handelsspannungen einen weiteren Rückgang der Asset-Preise auslösen könnten.

Besonders hoch ist das Risiko einer Neubepreisung von Risiken laut EZB in einigen Sektoren der Unternehmensfinanzierung. "Der globale Markt für Leveraged Loans, der in den vergangenen Jahren stark gewachsen ist, ist anfällig für schwächere Unternehmensgewinne", merkte die EZB an. Besonders anfällig für Risiken in der Unternehmensfinanzierung sind laut EZB Investmentfonds und Versicherer.

Unternehmensanleihen mit Ratings von BBB und hohen Renditen hätten Ende 2018 rund 40 Prozent der Unternehmensanleihebestände von Versicherern und Pensionsfonds ausgemacht und 35 Prozent der entsprechenden Bestände von Investmentfonds.

Die EZB rechnet damit, dass die Eigenkapitalrendite der Banken des Euroraums in den nächsten zwei bis drei Jahren 6 Prozent nicht übersteigen dürfte, während Investoren gegenwärtig 8 bis 10 Prozent forderten. Zwar sei die Eigenkapitalausstattung der Institute angemessen, doch könnten Rating-Herabstufungen zu höheren Finanzierungskosten führen. Die EZB forderte die Banken ungeachtet der bereits angekündigten neuen Langfristtender (TLTRO3) auf, sich auf eine Ablösung der Zentralbankfinanzierung durch eine Marktfinanzierung vorzubereiten.

Ein schwächeres Wachstum würde laut EZB zudem die Finanzierungskosten hoch verschuldeter Staaten weiter erhöhen und Sorgen hinsichtlich ihrer Schuldentragfähigkeit hervorrufen. Auch könnte es kurzfristig zu Problemen beim Überrollen einzelner Anleihen kommen. Banken mit einer hohen Exponierung gegenüber einzelnen staatlichen Schuldnern sollten auf eine bessere geografische Diversifizierung achten.

Die EZB forderte die Banken in dem Bericht dazu auf, ihre strukturellen Probleme anzugehen, um eine nachhaltige Gewinnentwicklung zu erreichen. Die Gewinnschwäche wird laut EZB zwar auch vom Niedrigzinsumfeld ausgelöst, als Hauptprobleme sieht sie aber anderes - zum Beispiel eine niedrige Kosteneffizienz, begrenzte Einnahmendiversifikation und den in einigen Ländern hohen Bestand an notleidenden Krediten.

DJG/hab/apo/03.06.2019

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