Märkte der Welt

Der Newsletter "Märkte der Welt" enthält - nach Regionen gegliedert - wöchentliche Zusammenfassungen und Hintergrundanalysen der wichtigsten Nachrichten zur Außenwirtschaft sowie Informationen zu Auslandsaktivitäten deutscher Unternehmen unterschiedlichster Branchen. Zudem sind weiterführende Kontaktadressen mit Ansprechpartnern angegeben. Die Berichterstattung wird durch das weltweite Netz der Bundesagentur für Außenwirtschaft (bfai) unterstützt und ist mit Grafiken und Charts angereichert.

"Wir setzen auf den Wettbewerb"

Erscheinungsdatum Website: 30.04.2019 14:10:03
Erscheinungsdatum Publikation: 02.05.2019

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Chancen und Hindernisse bei der deutschen Entwicklungszusammenarbeit

Frankfurt (NfA)--Chinesische Unternehmen treten im weltweiten Wettbewerb um Aufträge mit einem Gesamtpaket aus Finanzierung und Lösungen auf - und genießen so erhebliche Vorteile gegenüber deutschen Interessenten. Zugleich bauen Sie sich gerade in den Entwicklungsländern einen Absatzmarkt nach ihren Vorstellungen auf. Wie können deutsche Unternehmen damit konkurrieren? Erhalten sie Rückendeckung vom Staat? Darüber haben wir uns mit Nicolai Tust unterhalten, Abteilungsdirektor FZ-Kommunikation, bei der KfW Entwicklungsbank in Frankfurt.

Wo liegen die Schwerpunkte Ihrer Tätigkeit?

Tust: Wir erhalten unsere Aufträge in der Regelvom Staat, insbesondere vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), aber z.B. auch vom Auswärtigen Amt oder der EU-Kommission. Die thematischen Schwerpunkte setzen wir entsprechend unserer politischen Auftraggeber. Das BMZ arbeitet länderbezogen und eruiert mit der jeweiligen Regierung, in welchen Bereichen ein Engagement Sinn macht. Wir sind in diesem Prozess beratend tätig. Ein quantitativer Schwerpunkt liegt bei der wirtschaftlichen Infrastruktur, vor allem im Bereich erneuerbarer Energien. Ein weiteres aktuelles Thema ist der Transport, vor allem der öffentliche Nahverkehr.

Holen Sie bei der Entwicklungshilfe - mit Blick auf die Entwicklung zukünftiger Märkte - auch deutsche Unternehmen ins Boot?

Wir haben dabei immer wieder Erfolge erzielt. Ein aktuelles Beispiel aus den genannten Sektoren ist die Signaltechnik für die Metro Nagpur in Indien, die von Siemens zugeliefert wurde. Es ist auch im Sinne der Regierung, Chancen auf einen Ausbau der Wirtschaftsbeziehungen zu nutzen. Neben der KfW Entwicklungsbank gibt es ja auch noch die DEG, deren Aufgabe in der Förderung der Privatwirtschaft in den Entwicklungs- und Schwellenländern liegt.

Im Rahmen des Compact with Africa?

Unter anderem. Da geht es um den Aufbau der Privatwirtschaft in den Partnerländern. Man geht davon aus, dass der wirtschaftliche Austausch zur Entwicklung in diesen Staaten beitragen wird. Es ist ausdrücklich wünschenswert, dass wir angesichts der Milliardensummen, die in jedem Jahr fließen, die Möglichkeiten einer bilateralen wirtschaftlichen Zusammenarbeit wahrnehmen. Dies läuft wesentlich über unsere Vergaberegeln, die wir gerade überarbeitet haben. Es ist so, dass wir als finanzierende Bank bei der Vergabe der Aufträge nicht mitreden können.

Sie sind also machtlos?

Einfluss nehmen können wir über die Verträge mit den Partnern. Das erste Prinzip ist, dass die Aufträge ausgeschrieben werden müssen - ab einer bestimmten Summe international. Dabei ist auch klar geregelt, welche Bedingungen dabei eingehalten werden müssen. Dies kontrollieren wir intensiv, wer letztlich aber den Zuschlag erhält, liegt nicht in unserer Hand.

Es gibt Kritik aus der Wirtschaft, dass deutsche Firmen bei solchen Ausschreibungen kaum Chancen haben, weil Konkurrenten dumpen. Wie sind Ihre Erfahrungen?

Ich habe den Eindruck, dass wir durchaus einen nennenswerten Anteil deutscher Firmen haben, die an der Umsetzung der Projekte mitwirken. Man muss allerdings berücksichtigen, dass wir vorrangig mit armen und daher preissensiblen Ländern zusammenarbeiten. Und deren Entwicklungsstand wirft oftmals auch die Frage auf, ob sich hochtechnisierte deutsche Produkte überhaupt eignen. Aber wir haben - wie gesagt - unsere Ausschreibungsregeln dahingehend verändert, dass ein höherer Wert auf Umwelt- und Sozialstandards, aber auch auf Qualität gelegt wird. Dadurch sollten die Chancen deutscher Anbieter steigen.

Die Konkurrenten - vor allem aus China - scheren solche Vorgaben nicht. Sie bringen die Finanzierung und auch die ausführenden Firmen mit. Planen Sie eine Art "Light-Version", um in diesem Wettstreit bestehen zu können?

Wir glauben, dass wir unseren Partnerländern am besten helfen, wenn man eine funktionierende, auf Wettbewerb basierende Marktwirtschaft aufbaut. Entsprechend ist der Wettbewerb auch Teil unserer Aktivitäten. Natürlich ist es gut, wenn ein deutsches Unternehmen den Auftrag erhält, aber wenn sich in einem fairen Wettstreit ein Anbieter aus China, den USA oder Brasilien durchsetzt, dann haben wir das zu akzeptieren.

Wie nun können deutsche Unternehmen von Ihrer Arbeit profitieren?

Wir informieren frühestmöglich über die Ausschreibungen und auch die Projekte, die wir ins Auge fassen. Ich kann nur dazu ermutigen, sich diesem Wettbewerb zu stellen. Jedes Unternehmen, das sich sicher ist, Qualität zu einem wettbewerbsfähigen Preis anbieten zu können, wird in KfW-finanzierten Ausschreibungen eine faire Chance erhalten.

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