Finanz- und Wirtschaftsspiegel

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ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland steigen

Erscheinungsdatum Website: 12.04.2019 16:45:05
Erscheinungsdatum Publikation: 15.04.2019

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FRANKFURT (Dow Jones)--Die Konjunkturerwartungen von institutionellen Investoren und Analysten für Deutschland dürften im April erneut gestiegen sein und erstmals seit einem Jahr positives Territorium erreicht haben. Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte erwarten, dass der vom Zentrum für europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) erhobene Erwartungsindex auf plus 1,5 (Vormonat: minus 3,6) Punkte gestiegen ist.

Dagegen dürften die Einkaufsmanagerindizes für Deutschland darauf hindeuten, dass sich die konjunkturelle Spaltung zwischen Industrie und Dienstleistungssektor im April fortgesetzt hat. Wichtig werden in der Woche außerdem Konjunkturdaten aus China und den USA sowie das Beige Book der US-Notenbank.

Unternehmensumfragen zeichnen ein zumindest teilweise düsteres Bild der deutschen Wirtschaft, und was die Industrie angeht, sehen auch die harten Daten nicht gut aus. Volkswirte gehen aber überwiegend davon aus, dass sich das Wachstum im Verlauf der nächsten Monate wieder aufhellen wird.

ZEW-Erwartungen hatten zyklisches Tief schon vor sechs Monaten

Investoren und Finanzanalysten nehmen diese Erholung schon seit einiger Zeit vorweg - ungeachtet der vielen Risiken, die von Handelsstreit über einen ungeordneten Brexit bis zur chinesischen Konjunkturabkühlung reichen. Die ZEW-Konjunkturerwartungen haben ihren zyklischen Tiefpunkt schon im Oktober 2018 gesehen und steigen seitdem.

Für einen ZEW-Anstieg spricht, dass auch die vom Beratungsunternehmen Sentix erhobenen Konjunkturerwartungen gestiegen sind. Zudem hat der Dax seit der vorigen ZEW-Veröffentlichung um über 4 Prozent zugelegt. Das ZEW veröffentlicht die Daten am Dienstag (11.00 Uhr).

Deutscher Industrie-PMI steigt wieder etwas

Die Konjunkturabkühlung in Deutschland konzentriert sich auf die Industrie, während der Dienstleistungssektor weiterhin kräftig wächst. Diesen Eindruck dürften die in dieser Woche anstehenden Einkaufsmanagerindizes (PMI) bestätigen. Für den deutschen Dienstleistungsindex wird zwar ein leichter Rückgang auf 55,1 (55,4) Punkte erwartet, aber das Niveau ist deutlich höher als das des Industrie-PMI, für den ein Anstieg auf 44,8 (44,1) prognostiziert wird.

IHS Markit veröffentlicht die deutschen Daten um 9.30 Uhr. Bereits um 9.15 Uhr kommen die französischen und um 10.00 Uhr die für den Euroraum. Volkswirte erwarten, dass der aggregierte PMI der Privatwirtschaft bei 51,6 (51,6) Punkten geblieben ist, basierend auf einem Rückgang des Service-PMI auf 53,0 (53,3) und einem Anstieg des Industrie-PMI auf 47,9 (47,5) Punkte.

Chinas BIP-Wachstum verlangsamt sich etwas

Weitere wichtige Konjunkturdaten sind die US-Industrieproduktion (Dienstag, 15.15 Uhr) und die US-Einzelhandelsumsätze (Donnerstag, 14.30 Uhr) für März sowie das chinesische Bruttoinlandsprodukt (BIP) für das erste Quartal (Mittwoch, 4.00 Uhr). Die Factset-Konsensprognose lautet auf ein BIP-Plus von 6,3 (Vorquartal: 6,4) Prozent. Das Wachstum der chinesischen Wirtschaft wird sich 2019 voraussichtlich weiter abschwächen. Die Pekinger Regierung hat das Wachstumsziel für das Bruttoinlandsprodukt (BIP) auf 6,0 bis 6,5 Prozent gesenkt.

Nicht nur der Zollstreit mit den USA wirft einen langen Schatten über Chinas Wirtschaft, auch die Industrieproduktion schwächelt, während die Arbeitslosigkeit steigt und der Einzelhandel zu kämpfen hat. Die Regierung hat Gegenmaßnahmen eingeleitet, aber im Gegensatz zu früheren Konjunkturpaketen zielen sie nicht auf die Infrastruktur, sondern auf die Privatwirtschaft. Viele Ökonomen sind zuversichtlich, dass die Maßnahmen mit der Zeit wirken werden, allerdings noch nicht im ersten Quartal.

US-Notenbank veröffentlicht Beige Book

Am Mittwoch (20.00 Uhr) veröffentlicht die US-Notenbank ihr Beige Book, das die Ergebnisse von Umfragen der regionalen Notenbanken unter ihren Kontakten in der Wirtschaft zusammenfasst und das die Datengrundlage der Zinsentscheidung am 30. April und 1. Mai bilden wird. Bei der Sitzung im März hatten die Währungshüter eine längere Zinspause in Aussicht gestellt.

Für 2019 wurde in den Zinsprojektionen keine Zinserhöhung mehr avisiert, für 2020 lediglich eine und keine für 2021. An den Märkten erwarten viele Experten ohnehin, dass der nächste Zinsschritt der Fed keine Erhöhung, sondern eine Senkung sein wird.

DJG/hab/smha

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