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BGA bekräftigt Exportprognose und warnt vor "China-Phobie"

Erscheinungsdatum Website: 29.03.2019 18:10:36
Erscheinungsdatum Publikation: 01.04.2019

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BERLIN (Dow Jones)--Die deutschen Exporteure bekräftigen ihre Prognose für das Exportwachstum in diesem Jahr, sofern sich das Brexit-Drama und der Handelskonflikt der USA mit China und der Europäischen Union nicht weiter verschärft. Der Bundesverband Groß- und Außenhandel (BGA) rechnet mit einem Anstieg von bis zu 3 Prozent nach 3 Prozent Wachstum im vergangenen Jahr.

"Angesichts der zahlreichen handels- und sicherheitspolitischen Turbulenzen im vergangenen Jahr hat sich der deutsche Außenhandel 2018 durchaus positiv entwickelt. Gleichwohl haben diese Turbulenzen ihre Spuren hinterlassen", sagte BGA-Präsident Holger Bingmann.

Exporte in die EU als Triebkraft

Im vergangenen Jahr kletterten die Ausfuhren auf 1,32 Billionen Euro. Tragende Säule war der Handel mit Mitgliedern der EU, wohin fast 4 Prozent mehr Waren gingen. Insgesamt gingen damit fast 60 Prozent der deutschen Lieferungen ins europäische Ausland.

Besondere Sorge macht dem BGA die aktuelle Diskussion um den chinesischen Einfluss auf die Weltwirtschaft und Europa. "Wir sollten nicht hysterisch werden, es gibt keinen Grund für die aktuelle China-Phobie. Schließlich ist Deutschland nicht Opfer, sondern einer der größten Profiteure des ökonomischen Aufstiegs Chinas, der tatsächlich atemberaubend ist", betonte Bingmann. "Die wirtschaftliche Entwicklung Chinas ist somit ein Paradebeispiel für die Vorteile, die Globalisierung haben kann."

China-Anteil bei Exporten steigt

Chinas Bedeutung als Exportpartner hat für Deutschland zugenommen. So gingen 2018 7,1 Prozent der deutschen Exporte nach China, 2016 waren es erst 6 Prozent. Die Bedeutung der USA hat jedoch abgenommen, der Exportanteil nach Amerika sank auf 8,6 Prozent von 9,5 Prozent vier Jahre zuvor.

Kritisch sehen die Exporteure die von Deutschland angestoßene industriepolitische Diskussion. Wirtschaftsminister Peter Altmaier hatte vorgeschlagen, nationale und europäische Champions zu schaffen, um industrielle Großbetriebe im globalen Wettbewerb mit China und den USA zu stärken und vor Übernahmen zu schützen.

Zwar hält der BGA die Debatte, wie europäische und insbesondere auch deutsche Firmen im globalen Wettbewerb mit staatlich gepäppelten Unternehmen, beispielsweise aus China, bestehen könnten, für richtig und überfällig. Allerdings werde mit Handel und Dienstleistungen ein wichtiger Teil der Wirtschaft ausgeklammert.

"Von den bisher vorgeschlagenen Maßnahmen sind wir jedoch nicht überzeugt", so Bingmann. Die vorgeschlagenen Ideen schienen einen "Staatsinterventionismus zum Ziel" zu haben. Dies vertrage sich jedoch nicht mit dem berechtigten Vorwurf des Protektionismus an andere.

Er warnte, dass man Europa "keinesfalls" zu einer Trutzburg ausbauen dürfe. Allerdings räumte er ein, dass die EU und Deutschland "in den letzten Jahren vielleicht ein Stückchen naiv, vielleicht ein bisschen die Augen verschlossen haben vor einer Abhängigkeit, in die uns chinesische Investitionen oder der Aufbau der chinesischen Wirtschaft in China bringen kann." Dennoch sollten Deutschland und Europa mit China im Gespräch bleiben.

Gegen Abschottung

"Anstatt unsere Wirtschaft abzuschotten, sollten wir alles unternehmen, um die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen international zu verbessern", kritisierte Bingmann.

Deutschland wäre mehr mit deutlich stärkeren Investitionen in eine digitale Infrastruktur und Verkehrsinfrastruktur gedient. Außerdem sollten mehr Mittel in Forschung, Bildung und die Finanzierung von Startups gesteckt werden. Und schließlich sei eine Reform der Unternehmenssteuerrechts dringend nötig, so der BGA.

DJG/aat/smh/sha/01.04.2019

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