Finanz- und Wirtschaftsspiegel

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Hoffnung der Autoindustrie auf Handelsabkommen mit Trump

Erscheinungsdatum Website: 18.02.2019 17:55:02
Erscheinungsdatum Publikation: 19.02.2019

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BERLIN (Dow Jones)--Wegen der drohenden Einstufung als Gefährder der nationalen Sicherheit in den USA hat sich die deutsche Autoindustrie an US-Präsident Donald Trump gewendet. "Zollschranken nutzen niemandem, auch den USA nicht", mahnte der Bundesverband der Deutschen Automobilindustrie (VDA). Noch deutlicher appellierte der Bundesverband der Deutschen Industrie: "Keineswegs gefährden Einfuhren von Automobilen die nationale Sicherheit der USA. US-Präsident Donald Trump ist gefordert, sich an geltendes Handelsrecht zu halten", verlangte BDI-Präsident Dieter Kempf.

Angeführt von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte sich am Wochenende bereits eine ganze Riege deutscher Politiker sehr besorgt gezeigt und immer wieder auf ein Freihandelsabkommen als Ausweg aus der Not verwiesen. "Es wäre gut, wir kommen in ordentliche Gespräche miteinander", sagte Merkel bei der Münchner Sicherheitskonferenz.

Zwar ist der Bericht des US-Wirtschaftsministeriums über die Gefährdung der Sicherheit durch Autoimporte noch nicht veröffentlicht, doch die Kanzlerin scheint den Inhalt schon zu kennen. "Wenn diese Autos, die in South Carolina (von BMW) gebaut werden, plötzlich eine Bedrohung der nationalen Sicherheit der Vereinigten Staaten sind, dann erschreckt uns das", sagte die CDU-Politikerin.

Tiefe Gräben trennen beide Seiten

Vorgespräche über ein solches Handelsabkommen laufen bereits zwischen Washington und der Europäischen Union. Ein wesentlicher Knackpunkt ist, dass die Vereinigten Staaten liebend gerne auch über die Landwirtschaft mitverhandeln wollen, um einen besseren Marktzugang in Europa zu bekommen.

Dagegen sperrt sich aber Frankreich mit aller Macht. Bisher ist es die Linie der Europäer wegen des Drucks aus Paris, dass der Agrarsektor außen vor bleibt und lediglich über Industriezölle und technische Anforderungen für diesen Wirtschaftszweig gesprochen werden soll.

Der Ausgang ist offen und der Zeitplan eng. US-Präsident Donald Trump hat nun 90 Tage Zeit, um darüber zu befinden, ob er Strafzölle auf Autoimporte verhängen soll, wenn die Sicherheit seines Landes als bedroht angesehen wird. Eine Frist von drei Monaten ist bei den komplexen Handelsfragen nicht üppig.

Die EU-Außenhandelsminister beraten bei ihrem Treffen am Donnerstag und Freitag in Bukarest über ein Mandat für EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström zur Aufnahme offizieller Verhandlungen. Verhängt Trump trotz möglicher Gespräche Zölle, gilt ein Abkommen als unerreichbar. Die EU-Kommission kündigte am Montag an, neue Handelsbarrieren aus Washington "schnell und angemessen" mit Vergeltung zu beantworten.

Verlierer im DAX

An der Börse in Frankfurt zählten die deutschen Automobilhersteller zu den Tagesverlierern. Am Nachmittag lagen BMW noch immer 0,4 Prozent im Minus, Daimler 0,8 Prozent und Volkswagen sogar 1,3 Prozent. Der Sektor bildete wenig überraschend das schwächste Segment des Marktes. Weil Trump schon lange gegen die Hersteller wütet, ist ein Teil der Drohkulisse bereits eingepreist, weshalb es nicht deutlicher nach unten ging.

Im vergangenen Jahr exportierten die deutschen Hersteller knapp eine halbe Million Autos über den großen Teich in die USA. Sie verweisen sie darauf, dass sie seit 2009 ihre US-Produktion verdoppelt haben und über 100.000 Amerikanern Arbeit geben.

Sollte der Präsident seine Drohung dennoch wahrmachen und Strafzölle verhängen, würde das die Lieferung von deutschen Autos in die USA nach Berechnungen des Ifo Instituts abwürgen. Demnach könnte der Export langfristig um fast 50 Prozent zurückgehen, wenn die USA dauerhaft Importzölle von zusätzlichen 25 Prozent erheben würden.

DJG/chg/mgo

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