Märkte der Welt

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Großbritanniens Öl- und Gasbranche boomt

Erscheinungsdatum Website: 01.01.2019 14:10:02
Erscheinungsdatum Publikation: 03.01.2019

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Brexit-Unruhen lassen die Konzerne kalt

LONDON (Dow Jones)--Der norwegische Ölkonzern Equinor tut etwas, was nur wenige Unternehmen vor dem geplanten Ausstieg Großbritanniens aus der Europäischen Union gewagt haben. Er investiert in dem Land. Das staatlich unterstützte Energieunternehmen, das früher als Statoil bekannt war, hat einen ehrgeizigen Plan für Investitionen in die ölreiche britische Nordsee - zu einer Zeit, da ein Großteil der britischen Wirtschaft in Warteposition verharrt, stellt Equinor in ganz Großbritannien ein, um seine Pläne voranzutreiben.

"Wie viele Unternehmen sagen vor dem 29. März, dass sie in Großbritannien einstellen und mehr tun?", fragt Al Cook, Equinors Executive Vice President für globale Strategie und Geschäftsentwicklung. An dem Tag will das Land aus der EU ausscheiden. Ein Teil der aktuellen Investitionen von Equinor wurde bereits lange vor der Brexit-Entscheidung 2016 beschlossen. Die Norweger sind indes kein Einzelfall. Im vergangenen Jahr haben auch BP, Total und Royal Dutch Shell langfristige Projekte in Großbritannien genehmigt. Die einstmals stagnierende Ölindustrie des Landes hat sich als widerstandsfähig gegen das Brexit-Risiko erwiesen. Unternehmen dürften rund 4 Mrd US-Dollar in die Entwicklung der in diesem Jahr angekündigten neuen Projekte stecken, schätzt die Industriehandelsgruppe Oil & Gas UK.

Sinkende Kosten und umfangreiche Assetverkäufe nach dem Ölpreiseinbruch 2014 tragen dazu bei, eine Mini-Renaissance in der britischen Ölindustrie anzuregen. Die in diesem Jahr meist nach oben zeigenden Preise haben dazu beigetragen, die Aktivität in der gesamten Branche anzukurbeln. Und viele Unternehmen sehen Projekte in Großbritannien als wettbewerbsfähig an, trotz der jüngsten Preisrückgänge.

Die Betriebskosten haben sich nahezu halbiert

In der gesamten Nordseeregion haben sich die Betriebskosten etwa halbiert, während die Produktion seit 2014 um rund 20% gestiegen ist, so Oil & Gas UK. Das zieht neue Investitionen und neue Akteure an, von denen viele den exportorientierten, in Dollar abrechnenden Sektor als relativ immun gegen den Brexit betrachten. "Ich glaube nicht, dass das Brexit-Risiko für den Öl- und Gassektor so bedeutend ist wie für andere", sagte Julian Regan-Mears, Director of Corporate Affairs bei Neptune Energy, einem von Private-Equity finanzierten Öl- und Gasunternehmen, das die Nordsee als Kernregion betrachtet.

Die relativ entspannte Einstellung zum Brexit ist weitgehend dem globalen Charakter der Branche geschuldet. Öl- und Gasunternehmen, die in Dollar abrechnen, sind gegen Schwankungen des Pfund Sterling immun, für andere Branchen waren sie schmerzhaft. Den Ölpreis bestimmt die globale Angebots- und Nachfragedynamik sowie die Geopolitik, und nicht die Gesundheit des Vereinigten Königreichs.

Dennoch birgt ein Brexit aber auch Risiken für die Branche, Unternehmen könnten sich mit regulatorischen, logistischen und Rekrutierungsproblemen konfrontiert sehen. "Ein ungeordneter Brexit würde unsere Branche komplexer machen und wahrscheinlich mehr Kosten verursachen", sagte Gareth Wynn, Kommunikationsdirektor bei Oil & Gas UK. "Zu einer Zeit, in der wir so hart gearbeitet haben, um wettbewerbsfähig zu bleiben, wäre das nicht hilfreich."

Sarah Kent

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