Finanz- und Wirtschaftsspiegel

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Deutsche Produktion sinkt im Oktober unerwartet

Erscheinungsdatum Website: 07.12.2018 16:50:02
Erscheinungsdatum Publikation: 10.12.2018

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BERLIN (Dow Jones)--Die Produktion im produzierenden Sektor Deutschlands hat sich im Oktober schwächer als erwartet entwickelt, was vor allem an einem kräftigen Rückgang der Konsumgüterproduktion lag. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts (Destatis) sank sie gegenüber dem Vormonat um 0,5 Prozent und lag arbeitstäglich bereinigt um 1,6 (September: 0,7) Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte hatten einen monatlichen Anstieg von 0,4 Prozent prognostiziert. Der zunächst für September genannte Anstieg um 0,2 Prozent wurde auf 0,1 Prozent revidiert.

Volkswirte gehen aber nicht davon aus, dass Deutschland vor einer Rezession steht. Dagegen sprechen aus ihrer Sicht die wieder anziehenden Auftragseingänge und die Erwartung, dass die Automobilwirtschaft die Probleme mit dem Abgastestzyklus WLTP am Ende doch in den Griff bekommen wird. Zudem haben sich wirtschaftlichen Rahmenbedingungen allgemein wieder verbessert.

Die Industrieproduktion im engeren Sine sank um 0,4 (0,0) Prozent, wobei die Erzeugung von Vorleistungsgütern um 0,2 (minus 0,5) ausgeweitet wurde und die von Investitionsgütern um 0,3 (plus 0,4) Prozent stieg, aber die Produktion von Konsumgütern um 3,2 (minus 0,2) Prozent abnahm. Zwar stieg die Produktion von Kraftwagen und Kraftwagenmotoren um 0,7 (5,8) Prozent, doch war dafür die Produktion Karosserien und Zubehör rückläufig. Die Bauproduktion verringerte sich um 0,3 (plus 3,0) Prozent, die Energieerzeugung um 3,2 (minus 5,5) Prozent.

Das Bundeswirtschaftsministerium kommentierte die Daten so: "Der Rückgang der Produktion in der Kfz-Industrie deutet darauf hin, dass sich die Probleme mit der Umstellung auf den neuen Testzyklus (WLTP) erst allmählich auflösen." Starke Auftragseingänge in der Automobilindustrie und eine größere Vielfalt von nach der neuen Norm zugelassenen Pkw-Typen deuteten aber darauf hin, dass das Expansionstempo der deutschen Industrie im Verlauf des Jahresendquartals wieder Fahrt aufnehmen werde.

Das wäre nach Einschätzung von Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der liechtensteinischen VP Bank, der Startschuss für eine auch insgesamt wieder höhere Produktion. "Sollte die Produktion in der Automobilwirtschaft in den kommenden Monaten hochgefahren werden, stehen uns bessere Zahlen ins Haus", schrieb er in einem Kommentar.

Für das nächste Jahr ist Gitzel zuversichtlich. Die stabilisierten Auftragseingänge, darunter im Maschinenbau, dürften in den nächsten Monaten zu einer höheren Produktion führen; die derzeit aufkommenden Befürchtungen, es könne in Deutschland zu einer Rezession kommen, könnten mit nüchternem Blick auf das vorliegende Zahlenwerk nicht bestätigt werden.

Die Commerzbank ist wegen der Entwicklung des von ihr berechneten Frühindikators Early Bird zuversichtlich, dass Deutschland nicht auf eine Rezession zusteuert. Volkswirt Ralph Solveen schrieb in einem Kommentar: "Mit dem Anstieg im November hat sich der Early Bird noch weiter von der Nulllinie entfernt. Dies zeigt, dass die Rahmenbedingungen für die Konjunktur in Deutschland - insbesondere wegen der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) - weiterhin gut sind. Folglich ist ein Ende des Aufschwungs, wie es derzeit gerade an den Finanzmärkten befürchtet wird, sehr unwahrscheinlich."

Gestützt wird der Early Bird laut Solveen nicht nur von der Geldpolitik, sondern auch vom Anstieg der US-Einkaufsmanagerindizes (PMI), der Stabilisierung des Euroraum-Industrie-PMI und der im Jahresvergleich weniger starken Euro-Aufwertung.

DJG/hab/apo

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