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Panama Papers: Deutsche Bank wegen Geldwäscheverdachts durchsucht

Erscheinungsdatum Website: 29.11.2018 22:40:01
Erscheinungsdatum Publikation: 03.12.2018

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FRANKFURT (Dow Jones)--Die Deutsche Bank ist am Donnerstag Ziel einer umfangreichen Durchsuchung wegen des Verdachts der Geldwäsche im Zusammenhang mit den "Panama Papers" geworden. Geschäftsräume der Bank an den Standorten Frankfurt und Eschborn, Vorstandsbüros in der Frankfurter Zentrale sowie die Privatwohnung eines Verdächtigen in Groß-Umstadt - insgesamt sechs Objekte - werden seit Donnerstagmorgen von 170 Ermittlern durchsucht. Die Ermittler - darunter sieben Staatsanwälte, Beamte des Bundeskriminalamtes, der Steuerfahndung und der Bundespolizei - suchen nach Beweisen für die Beteiligung der Bank oder Angestellten an Geldwäsche im Zusammenhang mit den 2016 veröffentlichten "Panama Papers".

Einer der Verdächtigen arbeitet in Finanzkriminalitätsbekämpfung

Die Ermittlungen richten sich laut Staatsanwaltschaft gegen zwei 50- bzw. 46-jährige Mitarbeiter sowie andere bislang nicht identifizierte Verantwortliche der Bank und haben den Vorwurf der Geldwäsche zum Gegenstand. Einer der Verdächtigen arbeitet bei der Deutschen Bank in der Finanzkriminalitätsbekämpfung, sagten mehrere mit der Angelegenheit vertraute Personen. Auch das Vorstandsbüro von Sylvie Matherat, seit 1. November 2015 Chief Regulatory Officer der Deutschen Bank, wurde demnach durchsucht.

Laut Staatsanwaltschaft hat sich nach einer Auswertung des beim Bundeskriminalamt vorliegenden Datenbestandes der sogenannten "Offshore-Leaks" und "Panama Papers" des International Consortium of Investigative Journalists der Verdacht ergeben, dass die Deutsche Bank Kunden bei der Gründung von sogenannten "Offshore-Gesellschaften" in Steuerparadiesen behilflich war. Dabei sollen Gelder aus Straftaten auf Konten der Deutschen Bank transferiert worden sein, ohne dass die Bank Geldwäscheverdachtsanzeigen erstattete.

Verdacht der Geldwäsche und Steuerhinterziehung 2013 bis 2018

Der Zeitraum, der untersucht werde, erstreckt sich auf die Jahre 2013 bis 2018, wie eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Frankfurt, Oberstaatsanwältin Nadja Niesen, sagte. Allein im Jahr 2016 sollen laut Staatsanwaltschaft über eine zum Konzern gehörende Gesellschaft mit Sitz auf den Britischen Jungferninseln mehr als 900 Kunden mit einem Geschäftsvolumen von 311 Millionen Euro betreut worden sein.

Den Beschuldigten wird in dem Zusammenhang vorgeworfen, es "pflichtwidrig unterlassen zu haben, vor der im April 2016 erfolgten Veröffentlichung der "Panama Papers" Geldwäscheverdachtsanzeigen gegen die in die Steuerhinterziehung eingebundenen Offshore-Gesellschaften sowie deren wirtschaftlich Berechtigte zu erstatten, obwohl bereits seit Beginn der jeweiligen Geschäftsbeziehungen ausreichende Anhaltspunkte dafür vorlagen".

Unklar, ob Durchsuchung Freitag weitergeht

Ob neben den Britischen Jungferninseln noch andere Länder, die in den "Panama Papers" eine Rolle spielen, in die Untersuchung einbezogen werden, kann zum jetzigen Zeitpunkt laut Staatsanwaltschaft noch nicht gesagt werden. Die Durchsuchung am Donnerstag zielt nur auf die Deutsche Bank ab, keine andere Bank sei betroffen. Eine mit der Bank vertraute Person sagte, deren Rechtsanwälte und Manager seien sich nicht sicher über das volle Ausmaß der Untersuchung und ob sie über die "Panama Papers" hinausgehe.

Im Zuge der Durchsuchungen wurden zahlreiche Geschäftsunterlagen in schriftlicher und elektronischer Form sichergestellt. Die Auswertung sowie weitere Ermittlungen dauern an. Ob die Durchsuchungen am Donnerstag abgeschlossen werden oder am Freitag weitergehen, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch unklar.

Die Deutsche Bank, die die Durchsuchung mit Bezug auf die Panama Papers am Vormittag bestätigt hatte, teilte in einer zweiten Stellungnahme mit, man sei der Ansicht gewesen, "dass wir den Behörden alle relevanten Informationen zu den Panama Papers bereitgestellt hatten".

"Selbstverständlich werden wir eng mit der Staatsanwaltschaft in Frankfurt am Main kooperieren, da auch uns daran gelegen ist, alle Verdachtsmomente aufzuklären", so die Deutsche Bank. Man habe in den vergangenen Jahren stets die vollumfassende Kooperation mit den Behörden bewiesen und werde das auch weiter so halten.

Deutsche-Bank-Aktie im Sog der Durchsuchung schwächster Wert im DAX

Die Aktien der Deutschen Bank gerieten mit den Durchsuchungen unter Druck und schlossen am Donnerstag 3,4 Prozent schwächer bei 8,30 Euro. In der Spitze waren sie mehr als 5 Prozent gesunken. Die "Panama Papers" beziehen sich auf umfangreiches Datenmaterial, dessen Veröffentlichung von einem internationalen Konsortium von Journalisten 2016 enthüllte, wie eine panamaische Anwaltskanzlei sich auf Offshore-Holdinggesellschaften spezialisiert hatte. Die Dokumente stellten weltweit Regierungsvertreter, Führungskräfte und andere Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens in Zusammenhang mit Hunderten Millionen von Dollar an Vermögenswerten in Steueroasen, die von den Britischen Jungferninseln bis Panama reichen.

DJG/uxd/mgo/sha/03.12.2018

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