Euro Intern

"Euro Intern" enthält neben umfassenden Informationen zur Geldpolitik in der Eurozone und der EU auch wichtige Hintergrundinfos und Analysen mit Charts von EZB-Beobachtern.

EZB/Lautenschläger droht strengere Überwachung der Leverage Ratio an

Erscheinungsdatum Website: 01.11.2018 22:30:03
Erscheinungsdatum Publikation: 05.11.2018

zurück zur Übersicht

FRANKFURT (Dow Jones)--EZB-Direktorin Sabine Lautenschläger hat sich der Forderung des Baseler Ausschusses nach einer strikteren Einhaltung der ungewichteten Eigenkapitalquote (Leverage Ratio) durch die Banken angeschlossen. In einer Rede anlässlich des zehnten Jahrestages des Beginns der Finanzkrise warnte Lautenschläger zudem davor, bei der Umsetzung der nach der Krise vereinbarten strengeren Regeln nachzulassen.

"Es könnte eine gute Idee sein, bei der Berichterstattung auf Tagesdurchschnittswerte umzustellen, zumindest bei einigen Komponenten der Leverage Ratio", sagte Lautenschläger laut schriftlich verbreitetem Redetext in Nassau auf den Bahamas. Die Leverage Ratio ist das Verhältnis des Eigenkapitals einer Bank zu ihren gesamten Aktiva. Sie muss immer mindestens 3 Prozent betragen und bei systemisch wichtigen Banken sogar höher liegen.

Erst kürzlich hatte der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht die Banken davor gewarnt, bei der Leverage Ratio zu schummeln. "Besonders besorgniserregend ist "Window Dressing" durch vorübergehend geringere Transaktionsvolumen in wichtigen Finanzmärkten um Referenztage herum, die in Berichten und Veröffentlichungen zu erhöhten Leverage Ratios führen", hatte der Ausschuss Mitte Oktober geschrieben.

Lautenschläger wies außerdem auf die Praxis von Banken hin, die regulatorische Laufzeit von Transaktionen über die Benutzung oder Restrukturierung von Derivaten künstlich zu verringern. "Das erlaubt ihnen, Schlupflöcher bei den Eigenkapital- und Liquiditätsanforderungen zu nutzen", sagte Lautenschläger und fügte hinzu: "Wir behalten diese Praktiken genau im Auge, einschließlich des Settlement-to-market-Models."

Die im Direktorium der Europäischen Zentralbank (EZB) für Bankenaufsicht zuständige Lautenschläger forderte eine "ehrliche Umsetzung" des Eigenkapitalstandards Basel 3. "Wir müssen dem Versuch widerstehen, nationale Bankensektoren zu Lasten der globale Stabilität zu stärken", sagte sie. Die damit einher gehenden Risiken seien höher als der Nutzen, und oft hätten jene den Nutzen, die nicht die Risiken zu tragen hätten.

DJG/hab/kla/05.11.2018

zurück zur Übersicht