Finanz- und Wirtschaftsspiegel

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US-Verbraucher und US-BIP zahlen für Trump-Zölle
Erscheinungsdatum Website: 12.08.2025 17:20:07
Erscheinungsdatum Publikation: 13.08.2025
DOW JONES--Die globalen Schäden durch die willkürliche Zollpolitik der Trump-Administration werden künftig immer deutlicher in Wirtschaftsdaten sichtbar. So erwartet David Kohl, Chef-Volkswirt von Julius Bär, eine Belastung des US-BIP allein durch Zölle um bis zu 1,4 Prozentpunkte.
Die Inflation in den USA könnte zwar sinken wegen einer schwächeren Verbrauchernachfrage aufgrund des moderaten Beschäftigungswachstums und der gedrückten Verbraucherstimmung. Auch stiegen die Mieten langsamer als bisher - sie seien für mehr als ein Drittel der Inflation verantwortlich - und der Anstieg sollte sich weiter abschwächen.
Und dennoch verharrt die Inflation näher bei 3 Prozent als beim Zielwert der US-Notenbank von 2 Prozent, unterstreicht Kohl: Der Grund seien steigende Preise für importierte Konsumgüter, die nun erheblichen Zöllen unterlägen. Ebenso betroffen seien inländische Güter, auf welche die gestiegenen Kosten für zollpflichtige Vorleistungsgüter durchschlagen würden. "Wir gehen davon aus, dass diese gegenläufigen Faktoren in den kommenden Monaten Bestand haben werden, da sich die Auswirkungen der Zölle auf die Inflation ähnlich wie bei einer Konsumsteuer nur langsam entfalten", so der Ökonom.
Tatsächlich dürften die durch Zölle bedingten höheren Preise vorübergehender Natur sein: "US-Verbraucher können nicht langfristig höhere Preise für verzollte Waren zahlen und gleichzeitig ihre Ausgaben für andere Waren und Dienstleistungen aufrechterhalten", so der Volkswirt: Im Ergebnis werde die Inflation zu einem deutlichen Rückgang der Verbraucherausgaben in den USA führen, insbesondere bei den durch Zölle verteuerten Produkten, und das werde ab 2026 auch zu einem Rückgang der Inflation führen.
Die bisher beschlossenen Zölle würden bei Anwendung auf den Importwert der USA im vergangenen Jahr zu Zoll-Zahlungen in Höhe von rund 540 Milliarden Dollar pro Jahr führen. Es sei plausibel, dass das Importvolumen der USA in diesem Jahr aufgrund der Zölle und der nachlassenden Verbrauchernachfrage etwas zurückgehen werde. Die Zollbelastung sei bis Juli bereits um 0,7 Prozent des BIP gestiegen und könnte mit den neuen Zöllen um bis zu 1,4 Prozent des BIP zunehmen: "Wir gehen davon aus, dass die US-Verbraucher einen Großteil davon werden tragen müssen", folgert Kohl.
DJG/mod/ros