Finanz- und Wirtschaftsspiegel

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Fed-Protokoll zeigt Zufriedenheit mit abwartender Haltung

Erscheinungsdatum Website: 04.07.2024 17:15:07
Erscheinungsdatum Publikation: 05.07.2024

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WASHINGTON (Dow Jones)--Die US-Währungshüter haben im Hinblick auf eine Zinssenkung keine Eile. Weil sich die Notenbanker angesichts der hohen Inflation nicht zuversichtlich genug fühlten, die Zinsen zu senken, forderten einige Entscheidungsträger beim jüngsten Zinstreffen im Juni, Anzeichen dafür aufmerksam zu beobachten, ob sich der Arbeitsmarkt schneller als erwartet abschwächen könnte.

"Eine Reihe von Teilnehmern ist der Ansicht, dass die Geldpolitik bereit sein sollte, auf unerwartete wirtschaftliche Schwäche zu reagieren", heißt es im Protokoll der Sitzung vom 11. und 12. Juni, das am Mittwoch mit der üblichen dreiwöchigen Verzögerung veröffentlicht wurde.

Die Währungshüter führten mehrere wirtschaftliche Entwicklungen an - darunter eine Verlangsamung des Lohnwachstums, eine geringere Preissetzungsmacht der Unternehmen und eine erhöhte Empfindlichkeit der Verbraucher gegenüber Preiserhöhungen -, um ihre Erwartung zu untermauern, dass die Inflation im kommenden Jahr weiter zurückgehen dürfte.

Einige Währungshüter meinten, die höhere Zuwanderung ermögliche es der Wirtschaft, mehr Arbeitsplätze zu schaffen und gleichzeitig die Arbeitslosenquote konstant zu halten, wodurch sich die Ungleichgewichte auf dem Arbeitsmarkt, der vor zwei Jahren noch ziemlich überhitzt schien, verringerten.

Aus dem Protokoll geht weiter hervor, dass die Notenbanker mit ihrer abwartenden Haltung in Bezug auf eine Änderung der Zinssätze im Großen und Ganzen zufrieden sind und dass es eine Reihe von Ansichten darüber gibt, was die Fed zu einer Anhebung oder Senkung der Zinssätze veranlassen könnte. Zusammen mit den jüngsten öffentlichen Äußerungen von Fed-Vertretern deutet das Protokoll darauf hin, dass die Fed auf ihrer Sitzung Ende dieses Monats wahrscheinlich keine Zinssenkungen vornehmen wird.

Bei der Sitzung im Juni haben die Währungshüter nur noch eine Zinssenkung für dieses Jahr in Aussicht gestellt. Im März hatten sie noch drei Senkungen avisiert. Die Zentralbank hielt ihren Leitzins in einer Spanne zwischen 5,25 und 5,50 Prozent konstant und damit auf einem 23-Jahreshoch.

Die Geldpolitiker der Fed treffen sich in diesem Jahr noch viermal - im Juli, September, November und Dezember. Gegenwärtig rechnen viele Experten mit einer Zinssenkung im September, doch ein robuster Arbeitsmarkt sowie steigende Löhne und Preise könnten diese Erwartung zunichtemachen.

Fed-Chef Jerome Powell sieht die Inflation nach einem Aufbäumen zu Beginn des Jahres wieder auf dem Rückzug. Er sagte gerade erst am Dienstag aber nicht, ob dies ausreiche, um eine Zinssenkung zu rechtfertigen. "Wir haben bei der Inflation viele Fortschritte gemacht", sagte Powell jüngst bei einem Forum in Portugal. Er fügte hinzu: "Wir wollen zuversichtlicher sein, dass sich die Inflation nachhaltig nach unten bewegt, bevor wir mit einer Lockerung der Geldpolitik beginnen."

DJG/apo/cbr/

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