Finanz- und Wirtschaftsspiegel

Der Newsletter "Finanz- und Wirtschaftsspiegel" informiert täglich über die Aktivitäten der internationalen Zentralbanken mit Schwerpunkt auf die Europäische Zentralbank, die Federal Reserve und die Bank of Japan.

IfW sieht "etwas Licht am Ende des Konjunkturtunnels"

Erscheinungsdatum Website: 13.06.2024 15:40:07
Erscheinungsdatum Publikation: 14.06.2024

zurück zur Übersicht

BERLIN (Dow Jones)--In Deutschland setzt laut der Sommerprognose des Kiel Instituts für Weltwirtschaft (IfW) "eine moderate Konjunkturerholung ein". Im laufenden Jahr dürfte die Wirtschaftsleistung um 0,2 Prozent zulegen und im nächsten um 1,1 Prozent, sagte das Institut voraus, das in seiner Frühjahrsprognose für 2024 mit einem Plus von 0,1 Prozent und für 2025 mit einem Zuwachs der Wirtschaftsleistung um 1,2 Prozent gerechnet hatte. "Es gibt Licht am Ende des Konjunkturtunnels. Die Zeichen mehren sich, dass sich die deutsche Wirtschaft aus der Rezession befreien kann", sagte IfW-Präsident Moritz Schularick. "Eine wichtige Weichenstellung ist dabei die von der Europäischen Zentralbank eingeläutete Zinswende."

Zu erwarten seien im Jahresverlauf zwei weitere Zinssenkungen um jeweils weitere 0,25 Prozentpunkte. Die Leitzinssenkungen verbesserten die Finanzierungsbedingungen sowohl für Unternehmen als auch für private Konsumenten, sodass die restriktive Wirkung der Geldpolitik nachlasse. "Das Konjunkturbild einer mühsamen Erholung gewinnt an Konturen", sagte IfW-Konjunkturchef Stefan Kooths. Nach dem Auslandsgeschäft dürfte im weiteren Jahresverlauf auch der heimische Konsum anspringen. Unternehmensinvestitionen und Wohnbau blieben aber vorerst schwach. Der jetzt einsetzende Aufschwung komme "insgesamt mit wenig Dynamik in Gang".

Getragen werde die Erholung vor allem von den wieder anziehenden Exporten und dem Konsum. Eine hohe konjunkturelle Dynamik zeichne sich jedoch nicht ab. Die Inflationsrate dürfte dieses Jahr bei 2,2 Prozent und nächstes bei 1,9 Prozent liegen, der Arbeitsmarkt zeige sich weitgehend robust. Im Zuge der Erholung sinke die Arbeitslosenquote von 5,9 Prozent in diesem auf 5,8 Prozent im nächsten Jahr, nach 5,7 Prozent im vergangenen Jahr. Insgesamt stütze die Entwicklung am Arbeitsmarkt die Masseneinkommen und in der Folge auch den privaten Konsum, für den nach dem Rückgang um 0,7 Prozent im Vorjahr deutliche Zuwächse um 0,6 Prozent 2024 und 1,2 Prozent 2025 erwartet würden.

Exporte legen wieder zu

Das Exportgeschäft werde angesichts der moderat expandierenden Wirtschaftsleistung in den Abnehmerländern und dem wieder anziehenden Welthandel voraussichtlich aufwärtsgerichtet bleiben. Alles in allem werden die Exporte im laufenden Jahr nach der Prognose um 0,6 Prozent und im Jahr 2025 um 2,6 Prozent steigen, nachdem sie im Jahr 2023 noch gesunken waren. Insgesamt verringerten sich die konjunkturellen Unterschiede in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften, betonte das IfW. Die moderate weltwirtschaftliche Expansion dürfte sich fortsetzen, die Weltproduktion dürfte in diesem und im kommenden Jahr um 3,2 Prozent steigen.

Das Institut betonte, die jahresdurchschnittlichen Veränderungsraten des Bruttoinlandsproduktes täuschten über die unterjährige Expansionsdynamik hinweg, die in den Verlaufsraten von 1 Prozent für 2024 und 1,2 Prozent für 2025 klarer zum Ausdruck komme. Diese lägen oberhalb des Potenzialwachstums, das im Prognosezeitraum auf jährlich knapp 0,5 Prozent veranschlagt werde. "Demnach nimmt die gesamtwirtschaftliche Kapazitätsauslastung zu, womit die Rezession überwunden wird und eine moderate Erholung einsetzt."

Die Ausgaben der Gebietskörperschaften werden im Prognosezeitraum nach den Kieler Berechnungen spürbar langsamer zulegen als zuletzt, jedoch werde dies durch Mehrausgaben der Sozialversicherungen überkompensiert. Daher nehme die gesamtstaatliche Ausgabenquote trotz erster Einsparansätze weiter zu und erreiche im Jahr 2025 einen Wert von 49,5 Prozent. Die Konsolidierung erfolge in der Summe über die Einnahmeseite, für die sich Zuwächse von 5,3 Prozent 2024 und 4,7 Prozent 2025 abzeichneten. In Relation zur Wirtschaftsleistung sinke das staatliche Finanzierungsdefizit von 2,4 Prozent auf 1,7 Prozent im Jahr 2024 und 1,2 Prozent im Jahr 2025.

DJG/ank/mgo

zurück zur Übersicht