Nachrichten für Außenhandel (NfA)

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Mexiko: Wahlen: Verstärke Förderung von FDI - 35 Mrd Dollar Kapitalflüsse von US-Firmen

Erscheinungsdatum Website: 17.05.2024 16:00:03
Erscheinungsdatum Publikation: 21.05.2024

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Kommentar von Kim Catechis, Franklin Templeton Institute

FRANKFURT (NfA)--Am 2. Juni finden in Mexiko Präsidentschaftswahlen statt, aus denen wohl eine neue Präsidentin hervorgehen dürfte. Aktuell ist die Nähe Mexikos zu den USA ein Segen für die Wirtschaft des Landes. Im Ringen um ausreichende Transparenz und Zuverlässigkeit der Lieferketten schauen westliche Unternehmen sich Nachbarländern als Alternativen zu Asien um.

Mexiko zählt mit seinen relativ niedrigen Lohnstückkosten, der guten Verkehrsinfrastruktur und einem Ökosystem mit erfahrenen Maquiladora-Arbeitern sowie agilen Unternehmen, die sich rasch an neue Anforderungen anpassen können, zu den größten Gewinnern bei dieser Neuausrichtung der Lieferketten. Und das ist vielleicht noch nicht alles. Der US-Rechnungshof hat eine Liste ?kritischer? Minerale zusammengestellt. Mexiko gehört bei 14 von ihnen zu den drei größten Lieferanten.

Der amtierende mexikanische Andrés Manuel Lopez Obrador ist ein linker Politiker im Stil der 1970er-Jahre. Entsprechend hat die Regierung die ausländischen Unternehmen, die sich im Rahmen der Neuausrichtung der Lieferketten zu Investitionen in Mexiko entschlossen haben, weder unterstützt noch ermutigt. Dennoch beliefen sich die FDI aus Japan zwischen 2019 und 2022 auf 1,4 Mrd Dollar, 14 Mrd Euro kamen aus der Europäischen Union und 35 Mrd Dollar von US-Unternehmen. Diese Kapitalflüsse und das starke Wachstum in den Vereinigten Staaten haben dazu beigetragen, die mexikanische Wirtschaft in Schwung zu halten und die Währung zu stützen.

Die staatliche Ölgesellschaft Pemex steht im Mittelpunkt der Politik von Lopez Obrador. Das Unternehmen hat eine lange und traurige Geschichte im Dienste politischer Ziele. Das Ergebnis: mächtige Gewerkschaften, eine schwache operative Bilanz, ein negativer freier Cashflow und ein Schuldenberg von 106 Mrd Dollar. Unter der jetzigen Regierung erhielt der Konzern Steuererleichterungen im Umfang von 29 Mrd Dollar und Finanzspritzen in Höhe von 67 Mrd. 2023 betrug seine durchschnittliche Fördermenge 1,5 Mio bpd, und seine Raffinerien waren zu 48% ausgelastet.

Die Kandidatin von Lopez Obrador, Claudia Sheinbaum, führt in den jüngsten Umfragen mit 51,4% der Stimmen. Es wird davon ausgegangen, dass sie den aktuellen politischen Kurs fortsetzen wird. Allerdings rechnen führende Wirtschaftsvertreter sowie ausländische Investoren mit mehr Unterstützung. Ihre größten Herausforderungen werden darin bestehen, das Defizit abzubauen, um eine Rating-Herabstufung zu vermeiden, das Pemex-Problem zu lösen und schließlich mit Lopez Obrador umzugehen, der sich nicht einfach so zurückziehen wird.

Sheinbaum wird auf niedrigere Zinssätze hoffen und die Ausgaben im Infrastrukturbereich senken, um die Finanzierungsengpässe zu verringern. Sie beabsichtigt, die Sparmaßnahmen beizubehalten und die Rolle öffentlich-privater Partnerschaften bei der Finanzierung der Energiewende zu prüfen. Sie spricht sich auch für eine verstärkte FDI-Förderung aus. Eine Haushaltsreform wird vermutlich nur scheibchenweise erfolgen, Pemex wird wohl nicht umstrukturiert, und die Sicherheitslage dürfte sich nicht verbessern.

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