Nachrichten für Außenhandel (NfA)

Teaserbild 'Nachrichten für Außenhandel (NfA)'

"Nachrichten für Außenhandel (NfA)" – die einzige deutschsprachige Tageszeitung für die gesamte Außenwirtschaft bietet einen schnellen und strukturierten Überblick über die wichtigsten Entwicklungen auf den internationalen Wachstumsmärkten.

Die NfA liefert hochwertige und praxisrelevante Hintergrundinformationen, ausführliche Analysen und Bewertungen -  deutlich umfassender als in der Wirtschaftstagespresse. Im Fokus stehen die deutschen Exportbranchen mit Schwerpunkt auf Investitionsgütern

Europa: Experten rechnen 2024 mit stabilen Preisen - EUA-Zertifikate dürften billiger werden

Erscheinungsdatum Website: 06.02.2024 15:35:02
Erscheinungsdatum Publikation: 07.02.2024

zurück zur Übersicht

Großteil des LNGs kommt aus den USA / Von Stefan Sagmeister, E&M

HERRSCHING (NfA)--Wie immer sind Preisaussagen für die Zukunft mit Vorsicht zu betrachten. Das machten auch Analysten bei einem Webinar des norwegischen Analyse- und Softwarehauses Volue zu Energiepreisen deutlich. Die vergangenen Jahre haben die Unwägbarkeiten aufgezeigt. Läuft alles normal, gehen die Experten von einer weiteren Preisberuhigung an den Commodity-Märkten Erdgas, CO2 und Kohle aus.

Gasexperte Björn Inge Vik sieht für das Jahr 2024 stabile bis sinkende Erdgaspreise. ?Unsere Vorhersage: Aufgrund rückläufiger Fundamentaldaten haben wir einen leicht bearishen Blick auf die Preise?, lautete sein Fazit. Seit dem Abbruch der Gaslieferungen aus der Pipeline Nord Stream 1 und Preisen von über 300 Euro pro MWh am niederländischen Gashandelspunkt TTF im Herbst 2022 habe sich die Situation erheblich verändert.

Doch gab es in jüngster Zeit noch Preisausschläge nach oben. Die Beschädigung der Erdgasleitung Balticconector zwischen Finnland und Estland vergangenen Oktober hat den Day Ahead an der TTF kurzzeitig wieder über die 50 Euro pro MWh gehoben. Auch die Unsicherheit im Nahen Osten, ausgelöst durch die Terrorattacke der Hamas auf Israel, sorgte für einen Preisschub. Stichwort Störungen der Schifffahrt im Suezkanal und Persischen Golf, Letzteres durch Huthi-Rebellen.

Grundsätzlich zeigen die Fundamentaldaten aber in eine andere Richtung. Denn die Nachfrage nach Erdgas in Europa ist seit zwei Jahren rückläufig. Mit Zahlen unterlegt, ist die Nachfrage nach Gas im Jahr 2022 immerhin um 15% in Europa zurückgegangen, im Jahr 2023 im Vergleich zum Vorjahr dann nochmals um 8%. Das drückt den Preis.

Hinzu kommt die gute Versorgung mit LNG. Die USA sind dabei der größte Lieferant. Rund 40% des verflüssigten Erdgases in Europa kommt laut Vik aktuell aus den Vereinigten Staaten, danach folgt Russland auf Platz 2, an dritter Stelle kommt Norwegen. Europa hat dabei den Vorteil, dass das meiste LNG über den Atlantik transportiert wird und nicht durch den Suezkanal. Vor allem katarisches LNG wäre von Blockaden von Schifffahrtslinien im arabischen Raum betroffen.

Vergleichbar rückläufig verhält es sich laut Volue-Analyst Espen Andreassen mit den CO2-Preisen in Europa. Auch er setzte seinen Ausblick auf ?bearish? beim Preis für ein europäisches Emissionszertifikat (EUA), das zum Ausstoß von einer Tonne CO2 berechtigt. Der Preistrend sei fallend, auch weil keine ?bullish factors?, also preistreibende Faktoren, absehbar seien. ?Wir gehen von einem Preis von 65 Euro die t aus?, so seine Prognose.

Das ist erheblich unter den Preisen des vergangenen Jahres. Vor einem Jahr lag der Preis für ein EUA noch bei über 90 Euro. Und auch Anfang dieses Jahres bewegte sich der Preis bei über 70 Euro die t. Wie der Analyst sagte, liege der Rückgang zum einen an den schwachen Konjunkturaussichten für die Eurozone - speziell für die größte Wirtschaftsnation Deutschland seien die Aussichten bescheiden für 2024. Die Folge: Wenn weniger produziert wird, werden auch weniger CO2-Zertifikate benötigt.

zurück zur Übersicht