Nachrichten für Außenhandel (NfA)
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Welt: Zu niedrige Metallpreise gefährden die Energiewende
Erscheinungsdatum Website: 16.11.2023 15:40:02
Erscheinungsdatum Publikation: 17.11.2023
Platin ist ein gutes Beispiel
FRANKFURT (NfA/MBI)--Der Preisverfall bei Platin und anderen wichtigen Metallen könnte die nötigen Investitionen in den Bergbau, die für die Erschließung neuer Vorkommen erforderlich sind, zum Erliegen bringen und damit die Dekarbonisierungsziele vieler Länder erheblich gefährden. Platin wird unter anderem zur Herstellung von Elektrolyseuren für die Wasserstofferzeugung benötigt.
Der drastische Produktionsrückgang im südafrikanischen Platinbergbausektor verdeutlicht das Risiko, dass niedrige Preise und fehlende Investitionen die Energiewende verlangsamen könnten. In der vergangenen Woche hat Impala Platinum mit Sitz in Johannesburg damit begonnen, seinen Mitarbeitern freiwillige Entlassungen anzubieten, um die Kosten zu senken. Sibanye-Stillwater, ein weiteres südafrikanisches Bergbauunternehmen, gab im Oktober bekannt, dass es vier Minenschächte schließen will, wodurch mehr als 4.000 Arbeitsplätze gefährdet sind.
Diese angebotsseitigen Maßnahmen in Südafrika werden durch einen drastischen Rückgang der Einnahmen aus Platingruppenmetallen (PGM) ausgelöst. Die Platin-Futures sind in diesem Jahr um fast 20% gefallen, nachdem sie noch vor 18 Monaten ein Zehnjahreshoch erreicht hatten.
Aber auch die Preise für andere Metalle sind gesunken, während die Bergbauunternehmen über steigende Kosten klagen und ihre Investitionsausgaben begrenzen. Ein deutlicher Investitionsrückgang aber wird längerfristige Folgen nach sich ziehen, da es oft Milliarden von Dollar und Jahre, wenn nicht Jahrzehnte, dauert, bis neue Minen in Betrieb genommen werden können.
Die Regierungen haben sich ehrgeizige Ziele gesetzt, um den Anteil der erneuerbaren Energien an ihrem Energiemix zu erhöhen, aber ein Mangel an den von den Bergbauunternehmen geförderten Metallen könnte diese Pläne bremsen. Der Bedarf an Platin und Iridium beispielsweise wird voraussichtlich stark zunehmen, da beide zur Herstellung von Elektrolyseuren verwendet werden, einer wichtigen Technologie zur Erzeugung von emissionsarmem Wasserstoff.
Für den Bergbausektor sind zyklische Renditen nichts Neues. Die Nachfrage nach Platinmetallen stieg sprunghaft an, nachdem die Emissionsvorschriften in den USA, China und Europa gegen Ende 2021 verschärft wurden. Diese Vorschriften trieben die Preise für Platin, Rhodium und Palladium - Metalle, die in Katalysatoren zur Senkung der Treibhausgasemissionen von Verbrennungsmotoren verwendet werden - auf ein Rekordhoch. Kurz darauf kam es infolge der Pandemie zu einem Versorgungsengpass bei den Halbleitern, und in jüngster Zeit haben Streiks bei den Autoherstellern zu einen Einbruch bei der Fahrzeugproduktion geführt, wodurch die Nachfrage nach Metallen zurückging.
Der derzeitige Abwärtszyklus könnte das Zustandekommen von Geschäften stoppen und die Minenexploration in diesem Sektor zum Stillstand bringen, warnt Raj Ray, Leiter der Metall- und Bergbauforschung bei BMO Capital Markets. Viele südafrikanische PGM-Bergbauunternehmen würden ihre Herstellung jetzt fast zu den Produktionskosten verkaufen, was die Rentabilität drastisch sinken lasse.