Finanz- und Wirtschaftsspiegel

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EU-Kommission: Hohe Inflation und Zinssätze bremsen Wachstum

Erscheinungsdatum Website: 15.11.2023 16:30:02
Erscheinungsdatum Publikation: 16.11.2023

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BRÜSSEL (Dow Jones)--Die Eurozone wird aufgrund des Drucks auf die Lebenshaltungskosten und der Schwäche des Welthandels wahrscheinlich langsamer wachsen als bisher erwartet. Der Konflikt im Nahen Osten trägt zur Unsicherheit bei, so die neuen Prognosen der EU-Kommission. Die Europäische Kommission geht in ihrer Herbstprognose davon aus, dass die Wirtschaft im Euroraum im Jahr 2023 um 0,6 Prozent und im Jahr 2024 um 1,2 Prozent wachsen wird, während die vorherigen Schätzungen bei 0,8 Prozent bzw. 1,3 Prozent lagen.

Eine Kombination aus einer immer noch hohen Inflation und einer strafferen Geldversorgung nach einem langen Zinserhöhungszyklus sei der Grund für die düsteren Aussichten, so die Kommission. Die Wirtschaft des Euroraums schrumpfte im dritten Quartal um 0,1 Prozent, wie Daten in dieser Woche bestätigten, da die hohen Zinssätze weiterhin den Inlandsverbrauch drückten, während die nachlassende weltweite Nachfrage die Exporte belastete.

Von den großen Volkswirtschaften des Euroraums wird Deutschland den Prognosen zufolge unterdurchschnittlich abschneiden und in diesem Jahr um 0,3 Prozent schrumpfen, bevor es im Jahr 2024 wieder wächst. Spanien dürfte mit 2,4 Prozent im Jahr 2023 das höchste Wachstum der vier größten Länder der Eurozone verzeichnen, bevor es sich im nächsten Jahr abschwächt.

Die Wirtschaftstätigkeit in der Eurozone dürfte sich dennoch allmählich erholen, wobei für 2025 ein Gesamtwachstum von 1,6 Prozent erwartet wird. "Es wird erwartet, dass sich die Wirtschaftstätigkeit allmählich belebt, da sich der Verbrauch aufgrund eines stetig robusten Arbeitsmarktes, eines anhaltenden Lohnwachstums und einer weiteren Abschwächung der Inflation erholt", erklärte die Kommission. Die Investitionen dürften weiter zunehmen, gestützt durch solide Unternehmensbilanzen und EU-Mittel.

Der Anstieg der Verbraucherpreise, der sich auf die Kaufkraft ausgewirkt und die Europäische Zentralbank (EZB) dazu veranlasst hat, die Zinssätze auf ein historisch hohes Niveau anzuheben, dürfte sich den Prognosen der Kommission zufolge im nächsten Jahr auf einen durchschnittlichen Anstieg von 3,2 Prozent verlangsamen, auch wenn dieser höher ist als der zuvor geschätzte Wert von 2,9 Prozent.

Die Inflation hat sich gegenüber den Höchstständen des letzten Jahres, als die Eskalation des Russland-Ukraine-Konflikts zu einem sprunghaften Anstieg der Energiepreise führte, abgeschwächt und dürfte bis 2025 auf 2,2 Prozent sinken, womit sie sich dem EZB-Ziel von 2 Prozent annähert, erklärte die Kommission.

Die EZB selbst rechnet laut ihren Prognosen vom September mit einer Inflation von 5,6 Prozent, 3,2 Prozent und 2,1 Prozent in den Jahren 2023, 2024 bzw. 2025. "Während die Abschwächung im vergangenen Jahr vor allem auf den starken Rückgang der Energiepreise zurückzuführen war, hat sie sich nun zunehmend auf alle wichtigen Verbrauchskategorien über Energie und Nahrungsmittel hinaus ausgeweitet", so die Kommission.

Der Arbeitsmarkt der Eurozone dürfte den jüngsten Prognosen zufolge widerstandsfähig bleiben. Die Abschwächung der Wirtschaftstätigkeit ging nicht mit einem starken Anstieg der Arbeitslosigkeit in der Währungsunion einher, und die Arbeitslosenquote dürfte den Prognosen zufolge in diesem und im nächsten Jahr in etwa auf dem derzeitigen niedrigen Niveau von 6,5 Prozent bleiben, bevor sie bis 2025 noch weiter auf 6,3 Prozent sinkt.

Allerdings könnten die globalen Turbulenzen die Risiken erhöhen, so die Kommission. Der verschärfte Konflikt im Nahen Osten hat sich bisher nur begrenzt auf die Energiemärkte ausgewirkt, doch könnte die Versorgung beeinträchtigt werden und sich auf die Preise auswirken. Die wirtschaftlichen Entwicklungen bei wichtigen Handelspartnern wie China könnten ein weiteres Hindernis darstellen. Der Klimawandel, einschließlich extremer Wetterereignisse wie Hitzewellen, Dürren, Waldbrände und Stürme, könnte ebenfalls dramatische Folgen haben.

DJG/DJN/apo/kla

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