Euro Intern
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EZB bestätigt Zinsen sowie Guidance für Zinsen und PEPP
Erscheinungsdatum Website: 29.10.2023 19:45:02
Erscheinungsdatum Publikation: 30.10.2023
FRANKFURT (Dow Jones)--Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) hat seine Zinsen bei seiner Sitzung in Athen wie erwartet bestätigt und bekräftigt, dass es nach aktuellen Kenntnisstand keine weiteren Zinsschritte mehr brauchen wird, um die Inflation rechtzeitig auf 2 Prozent zu senken. Der ausschlaggebende Bankeinlagensatz bleibt bei 4,00 Prozent, wie die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte prognostiziert hatten. Die Guidance zu den Kaufprogrammen APP und PEPP wurde bestätigt.
Zum weiteren geldpolitischen Kurs heißt es: "Auf der Grundlage seiner derzeitigen Einschätzung ist der EZB-Rat der Ansicht, dass die Leitzinsen ein Niveau erreicht haben, das, wenn es für einen ausreichend langen Zeitraum beibehalten wird, einen wesentlichen Beitrag zur rechtzeitigen Rückkehr der Inflation zum Zielwert leisten wird."
Die künftigen Beschlüsse des EZB-Rats würden dafür sorgen, dass die Leitzinsen so lange wie nötig auf einem hinreichend restriktiven Niveau gehalten würden. "Der EZB-Rat wird weiterhin einen datenabhängigen Ansatz verfolgen, um die angemessene Höhe und Dauer der Restriktionen zu bestimmen." Insbesondere würden die Zinsentscheidungen auf der Einschätzung der Inflationsaussichten vor dem Hintergrund der eingehenden Wirtschafts- und Finanzdaten, der Dynamik der zugrunde liegenden Inflation und der Stärke der geldpolitischen Transmission beruhen.
Der EZB-Rat verweist darauf, dass die Daten die bisherige Einschätzung des mittelfristigen Inflationsausblicks im Großen und Ganzen bestätigt hätten. "Es wird weiterhin erwartet, dass die Inflation zu lange zu hoch sein wird, und der binnenwirtschaftliche Preisdruck bleibt stark." Im September sei die Inflation markant gesunken, unter anderem wegen starker Basiseffekte. Auch seien die meisten Messgrößen der unterliegenden Inflation zurückgegangen. Die bisherigen Zinsanhebungen hätten ihre Wirkungen im Finanzsektor kraftvoll entfaltet, was zunehmend die Nachfrage und damit die Inflation dämpfe.
Folgende Beschlüsse fasste der Rat im Einzelnen:
1. Leitzinsniveau bleibt unverändert
Der Satz für Bankeinlagen bei der EZB bleibt bei 4,00 Prozent, der Hauptrefinanzierungssatz bei 4,50 Prozent und der Spitzenrefinanzierungssatz bei 4,75 Prozent.
2. APP-Anleihebestände nehmen moderat ab
Die Tilgungsbeträge fällig werdender Anleihen, die unter dem APP-Programm gekauft wurden, werden nicht wieder angelegt. Dadurch sinken die APP-Anleihebestände langsam und berechenbar.
3. PEPP-Wiederanlage bis mindestens Ende 2024
Die Tilgungsbeträge von fällig gewordener Anleihen, die unter dem PEPP-Programm erworbenen wurden, werden bis mindestens Ende 2024 wieder angelegt. Dabei will der Rat flexibel vorgehen, um den Risiken für den geldpolitischen Transmissionsmechanismus entgegenzuwirken, die sich im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie ergeben. Ein späterer Abbau soll so ablaufen, dass er nicht mit der angemessenen geldpolitischen Ausrichtung in Konflikt gerät.
4. Refinanzierungsgeschäfte
Der Rat will darauf achten, wie sich die Rückzahlung der langfristigen Refinanzierungsgeschäfte (TLTRO) durch die Banken auf die geldpolitische Ausrichtung auswirkt.
5. Spread-Kontrolle steht bereit
Der Rat ist bereit, im Notfall und unter bestimmten Voraussetzungen gezielt Anleihen bestimmter Staaten zu kaufen, wenn deren Zinsen die Übertragung der Geldpolitik behindern. Dazu heißt es, es stehe das Transmissionsschutzinstrument (TPI) zur Verfügung, um "einer ungerechtfertigten, ungeordneten Marktdynamik entgegenzuwirken, die eine ernsthafte Bedrohung für die Transmission der Geldpolitik in allen Ländern des Euro-Währungsgebiets" darstelle.
EZB-Präsidentin Christine Lagarde wird die Entscheidung in einer gegen 14.45 Uhr beginnenden Pressekonferenz erläutern.
DJG/hab/kla/30.10.2023